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Kategorien-Archiv: (Zwischen)menschliches

Kleiner Affe Angst* oder „einfach mal aufmachen“

19 Mittwoch Okt 2016

Posted by anette quentel in (Zwischen)menschliches, Kleiner Affe Angst

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Beziehungen, Blog, Quentel

Es soll ja durchaus Menschen über 50 geben, die sich wild ineinander verliebt haben, ohne Wenn und Aber aufeinander zugestürmt sind – mit Schmetterlingen, Blödsein, WhatsApps im Viertelstundentakt und dem vollen „Junge-Erwachsenen-Programm“. Das berichten zumindest einschlägige Frauenzeitschriften, von denen es ja mittlerweile auch schon Versionen für Mädels in einem Alter gibt, das bei den Jungs als die besten Jahre gilt. Mal unter uns: Ich möchte gar nicht wissen, wie lange die suchen mussten, bis sie die für eine Reportage notwendigen drei Erfolgsstorys gefunden hatten.

Tatsächlich machen wir mittelalten Jungs und Mädels es uns nämlich verdammt schwer. Schließlich trägt jede(r) von uns die eine oder andere Seelenschramme mit sich herum, bestenfalls kaschiert durch einen Top-Body und/oder umschmeichelt von einem Designerkleidchen oder -anzug − schlechtestenfalls verborgen unter Fettpölsterchen und/oder leichten Verdickungen unter den Unterlidern, die von bisweilen unmäßigem Alkoholgenuss und zu wenig Schlaf zeugen.

Der/die eine oder andere hat auch schon Esoterik- oder Therapieerfahrung aus der „Sei gelassen und liebe Dich selbst“-Kiste im Gepäck, leicht zu erkennen am beseelten „Das Universum weiß, was gut für mich ist, alles geschieht, wie es geschehen muss“, am betont entschlossenen „Nein, das möchte ich nicht“ oder am pseudo-lockeren „Du, meine Freiheit ist mir total wichtig, ich verbiege mich für niemanden“. Manche lassen sich sogar dazu hinreißen, sich selbst und den Rest der Welt mit einem „Ach, ich lebe so gerne allein: keine Kompromisse, keine Rücksichtnahme auf irgendwen und himmlische Ruhe, wenn ich nach Hause komme“ zu belügen. Und wenn ich Sätze wie: „Ich bin so gerne Single. Ich brauche keinen Partner. Ich habe alles, was ich will“ höre, gehen bei mir die Zweckoptimismus-Alarmleuchten an.

Hey, dafür sind wir noch zu jung, wir Mittelalten!

Niemand zwischen 50 und Anfang 60 kann mir erzählen, dass er/sie sich allabendlich selig lächelnd auf dem Sofa der ihn/sie umgebenden Stille erfreut, und sich nie eine Schulter wünscht, die nicht dem besten Freund/der besten Freundin oder der Mutti gehört. Und niemand kann mir weismachen, dass seine/ihre je nach Geldbeutel Pasta- oder X-Sterne-Dinner-Abende im Kreise befreundeter Paare und/oder anderer Singles oder der eine oder andere Event in Begleitung einer wahlweise stilvollen oder unglaublich gutaussehenden Begleitung (im Idealfall beides) das sind, was er/sie unter erfüllter Zwischenmenschlichkeit versteht.

Und wenn dann plötzlich so jemand auftaucht? Auch allein, auch des Alleinseins überdrüssig, auch auf der Suche nach ein bisschen Wärme für Seele und, ja, auch für den Körper − denn um damit abgeschlossen zu haben, sind wir auch noch zu jung 😉 Wenn da also jemand auftaucht, mit ähnlichen Interessen, der aber genug Neues mitbringt, um zu inspirieren? Jemand, mit dem man lachen kann und streiten; über Musik, Romane, die Aktienmärkte, die letzte Premiere oder das neue iPad diskutieren; in Ausstellungen, in die Kneipe an der Ecke oder in die Oper gehen; Shoppen, Joggen, Kuchen essen oder eben einfach nur auf der Couch oder am Wasser sitzen kann? Jemand, dem man stundenlang zuhören könnte und der mit einem nach einem guten Essen nebst einer Flasche Wein, „My way“ grölt, bis die Nachbarn klingeln, der einen ordentlich durchküsst und sich ordentlich durchküssen lässt – eine(r) der/die noch genauso viele Träume hat und sich meist so jung und manchmal so alt fühlt wie man selbst. Kurz: jemand, mit dem es vielleicht so richtig schön werden könnte?

Dann machen wir (Über)Lebensexperten erstmal zu − sicherheitshalber!

dose

Denn dann fangen die so mühsam oder teuer getarnten Schrammen an zu jucken. Und der kleine Affe Angst auf der linken Schulter fragt: „Und wenn das wieder schiefgeht?“ – „Und wenn es doch nicht passt?“ Denn gesellt sich die Erfahrung dazu: „Wenn er/sie in ein paar Wochen oder Monaten wieder weg ist, wird es sich noch einsamer anfühlen als beim letzten Mal …“ Und dann schaltet sich der Kopf ein: „What goes up, must come down again“ (denn um das nicht zu wissen, sind wir nicht mehr jung genug 😉 ) – dicht gefolgt vom Selbstschutzmechanismus: „Besser mal vorsichtig sein, abwarten, so tun, als würde einen der/die andere nicht sonderlich interessieren. Bloß keine Gefühle investieren. Cool bleiben. Und auf gar keinen Fall irgendwas erwarten! Wer nichts erwartet, kann nicht enttäuscht werden.“ Schließlich folgt das Übelste, das Kalkül, denn als „gestandene Singles“ sind wir ja strategisch lebensgeschult: „Jetzt lasse ich genau drei Tage vergehen, bis ich auf seine Nachricht antworte, sonst hält er mich womöglich noch für einen verzweifelten Single.“ (Originalzitat aus einem Gespräch mit einer Single-Bekannten) … Pah, alles Quatsch, alles schlecht!

Warum nicht einfach machen? Warum nicht, sich vor Augen führen, dass jeder Mensch anders ist und die „neue Option“ nichts mit den alten Schrammen zu tun hat. Warum nicht alles erwarten, gleich antworten, sagen, dass man den anderen verdammt gut findet?

Eine meiner Lieblings-Lebensweisheiten ist: „Mit ‚Ach egal, ich mach einfach mal‘ haben einige der blödesten Erfahrungen meines Lebens begonnen. Einige der besten aber auch!“ Ich möchte die blöden nicht missen. Auch die haben mein Leben bereichert, bunt gemacht, und keine davon war so blöd, dass sie nicht auch gut gewesen wäre. Und für die besten werde ich ewig dankbar sein.

Also Ihr lieben Mit-Mittelalten: Aufmachen, Dinge zulassen und das kleine Äffchen von der linken Schulter schubsen. Einfach mal losstürmen, bestenfalls wild und ohne Wenn und Aber in zwei offene Arme und sich lachend mit offenen Armen erstürmen lassen. Wenn es am Ende doch nicht gepasst hat, dann hat es halt nicht gepasst, aber schön war’s eine Weile! Und wenn es am Ende passt, ist sowieso alles gut.

*Titel inspiriert vom Titel eines Theaterstücks, das ich kürzlich gesehen haben, bei dem es aber um etwas ganz anders ging.

To Protest or Not to Protest

09 Montag Feb 2015

Posted by anette quentel in (Zwischen)menschliches, Protest

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Blog, Protest, Quentel

Empört Euch, engagiert Euch, macht Euch öffentlich! Protestiert, demonstriert, setzt „likes“ und unterschreibt Petitionen – bewegt was! Das ist die neue Stimmung im Lande. Wer nicht offen Position bezieht, ist ignorant. Wer sich nicht laut dagegen ausspricht, gilt als dafür. Wer noch nie auf einer Anti-Pegida-Demo war, gerät in Gefahr, als rechts wahrgenommen zu werden, und überhaupt wird jeder Satz einem „Sympathisanten-Test“ unterzogen. McCarthy lässt grüßen. Jaja, ich weiß, der Vergleich hinkt.

Der Druck, Stellung zu beziehen steigt – politisch und ethisch. Ich will aber nicht immer öffentlich auf das Schärfste verurteilen, mich nicht lautstark distanzieren, schon gar nicht unter (Tugend)druck.

Verstehen Sie mich jetzt bloß nicht falsch: Ich finde es grundsätzlich gut, für seine Werte und Überzeugungen auf die Straße zu gehen, und sich zu engagieren. Ich war auf der Anti-Pegida-Veranstaltung auf dem Römer vor 14 Tagen und habe auch die eine oder andere Petition gegen Rechts oder gegen Gewalt unterschrieben, die mir sinnvoll erschien, aber ich will nicht moralisch dazu verpflichtet werden, das tun zu müssen.

Ja, auch ich bin manchmal empört, aber ich empöre mich nicht so schnell. Ich bin streitfest, muss mich aber nicht immer gleich streiten. Ich zettle keine Revolution an, nur weil ich gerade einen revolutionären Gedanken hege und habe auch nicht immer das Bedürfnis meinen Gegnern sofort etwas zu entgegnen. Ich gehe nicht auf die Straße, nur weil das jetzt alle tun. Ich schreibe selten Leserbriefe, habe noch nie einen Zeitungsartikel kommentiert, provoziere nicht und urteile nicht vorschnell über andere, nur weil ich gerade ihr Verhalten nicht verstehe oder ihre Meinung nicht teile.

Aber macht mich das zu einem Ignoranten oder gar zu einem Schlechtmenschen?

Ob meine Freunde Juden, Christen oder Moslems sind, weiß ich in den meisten Fällen gar nicht. Ob sie schwarz oder weiß, alt oder jung, Mann oder Frau oder ein bisschen von beidem sind, ist mir völlig egal. Wenn mich jemand braucht, bin ich da. Aber wenn ich merke, dass jemand meine Grundwerte nicht teilt, gehe ich auf Distanz und sage ihm/ihr warum – ganz leise und nur ihm/ihr.

Ich sage meine Meinung, wenn ich mir eine gebildet habe – im kleinen Kreis, oder wenn ich darum gebeten werde. Ich plappere keine Parolen nach, betreibe keine Stammtischpolitik. Ich tue nichts, wenn ich nicht voll davon überzeugt bin, und lasse mir nichts tun, was ich nicht will. Ich überlege, welche Konsequenzen mein Handeln und meine Worte für andere Menschen haben (meistens zumindest). Und ich gehe dazwischen, wenn jemand ungerecht behandelt wird, schlage mich auf die Seite von Schwachen, wenn sie von Stärkeren in Bedrängnis gebracht werden, greife Leuten unter die Arme, die eine Stütze brauchen.

Wer mich kennt, weiß, dass ich schon immer Charlie war – und Tuğçe und Anne und Alan. Wer daran zweifelt, kann mich fragen.

Ich schlage die kleinen Schlachten, für die manche vor lauter Verurteilen, Distanzieren und Protestieren leider keine Zeit mehr haben. Von meiner Sorte gibt es viele und niemand von uns will sich für diese „Ignoranz“ schlecht fühlen müssen.

Bild: Ausschnitt aus „Kampfhähne“ von Peter Ostermeyer

To Facebook or Not to Facebook

02 Montag Feb 2015

Posted by anette quentel in (Zwischen)menschliches, Facebook

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Blog, facebook, Quentel

Facebook? Ich? Niemals. Ich will keine virtuellen Freunde, keine Nachspürer, will mich nicht im Netz neugierigen Blicken preisgeben, in Werbefluten versinken. Ich will auch nicht immer genau wissen, welcher meiner leibhaftigen Freunde und Bekannten, die auf Facebook unterwegs sind, wann was macht, wer sich gerade wo befindet und wer gerade was mit wem isst. Und niemand soll all dies von mir lesen müssen. Dessen war ich mich sicher, spätestens nach diesem Schlüsselerlebnis: Eine Freundin berichtete im kleinen Kreis vor zweieinhalb Jahren im Sommer, dass sie sich am Wochenende ihre sekundären Geschlechtsmerkmale versengt hatte, wie man so etwas halt unter Mädels erwähnt. Sie hatte es kaum ausgesprochen, als es aus dem Munde einer der Anwesenden tönte „Ja, ich weiß, hab‘ ich auf Facebook gelesen.“ Das waren also die Dinge, die man einander dort mitteilt. Nein, das war nichts für mich – never. Ja, so war das vor zweieinhalb Jahren. Seitdem hat sich vieles geändert. Unter anderem habe ich begonnen, hier auf WordPress Texte zu veröffentlichen. Wer schreibt, will gelesen werden. Werde ich aber nicht. Das sagen mir die (anonymen) Zahlen auf der Statistikseite. Wie sollte ich auch? Es weiß ja kaum jemand davon. Aber wie macht man einen Blog publik? Ich könnte an alle Menschen, die ich kenne, eine Rundmail schreiben und sie darauf hinweisen, dass es eine Webseite mit Texten von mir gibt. Aber in Sachen Eigenwerbung war ich noch nie gut. Viel besser gefiele es mir, wenn die Leute nebenbei davon erführen und meinen Blog besuchten, weil es sie wirklich interessiert, nicht nur aus Pflichtgefühl. Und ich möchte Feedback, will wissen, wie meine Texte ankommen, was ich besser machen kann oder ob ich die Schreiberei lieber doch wieder auf ein „geheimes Logbuch“ beschränken sollte, weil die Sachen, die ich so niederschreibe, niemanden interessieren. Also habe ich nochmal nachgedacht – auch über Facebook. Ich habe in Sachen Privatsphäre recherchiert und war erstaunt, was man so alles verbergen kann. Wochenlang habe ich den Gedanken an einen Facebook-Account mit mir herumgetragen. Schließlich wirft man Prinzipien nicht leicht über Bord, vor allem, wenn man, wie ich, aus ihnen nie ein Geheimnis gemacht hat, aber … I did it! Letzte Woche habe ich einen Account angelegt – unter meinem richtigen Namen und mit einem echten Bild von mir, denn dieses Blogs wegen will ich ja gefunden werden, gerne auch zufällig. Dann habe mich in die Privatsphären-Einstellungen vertieft, das allermeiste von „öffentlich“ auf „nur Freunde“ oder „nur ich“ umgestellt. Ich werde die „Enge-Freunde-Liste“ nutzen und plane, eine „Business-Liste“ anzulegen, sobald ich mal eine Freundschaftsanfrage von jemandem bekomme, mit dem ich nur geschäftlich Kontakt habe(n will). Ja, ich habe jetzt einen Facebook-Account, aber ich werde nicht aus Versehen eine Partyeinladung an die Welt schicken, nicht posten, dass ich eine Käsestulle esse, einen zweiten Gin Tonic trinke oder wo mir gerade ein Pickel wächst. Ich stelle keine Bilder aus glücklichen Tagen ein, klicke nicht unüberlegt irgendwo auf „gefällt mir“ und nutze alle Möglichkeiten, Werbung zu verhindern. Und ganz sicher werde ich, hier wie dort, nur eigene persönliche Dinge ausplaudern (wenn überhaupt), nie den Namen anderer nennen (es sei denn, es ist mit ihnen abgesprochen) und die Öffentlichkeit auch nicht wissen lassen, wer meine FFreunde sind. Denn Privatsphäre ist immer auch die Privatsphäre der anderen. Und ich weiß sehr genau, dass FFreunde etwas anderes sind als richtige Freunde, es aber durchaus eine Schnittmenge gibt. Also dann: Wir sehen uns auf Facebook!

Lass uns gute Freunde bleiben oder „Let me down easy“*

10 Samstag Jan 2015

Posted by anette quentel in (Zwischen)menschliches, Gute Freunde

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Schlagwörter

Anette Quentel, Blog

Schon mal gesagt oder gehört? Ich auch – sowohl als auch. „Gute Freunde bleiben“ … das klingt zunächst mal so, als würde sich gar nichts ändern. Und dennoch ist, sobald dieser Satz fällt, absolut nichts mehr wie es war. Er ist der Schlussakkord einer Liebe, die einer der beiden Beteiligten bis dato noch nicht als beendet betrachtet hat.

Warum sagen wir das dann? Weil es das Gewissen beruhigt? Ja, vielleicht auch das. Wer geht, weiß, dass er dem anderen wehtut, ob dieser das nun zeigt oder nicht. Das Freundschaftsangebot soll dem Abschied die Härte nehmen, die persönliche Verstauchung kühlen.

Ich wollte meine „Jungs“ immer wissen lassen, dass sie mir keineswegs egal waren, nur weil mir die Liebe abhandengekommen war, und dass sie nichts falsch gemacht haben. Sie waren immer noch die, in die ich mich irgendwann mal verliebt hatte, eben nur nicht mehr der richtige Partner für mich. Zudem war ich nie ein Fan von „Rosenkriegen“ (außer im Kino). Deshalb war mein „Lass uns Freunde bleiben“ auch Friedenszusicherung und Bitte um ein stressfreies Auseinandergehen. Mir stand weder der Sinn nach einer Diskussion der Schuldfrage noch nach dem Streit um den Toaster. Und ich wollte auch, dass sie an meinem Verhalten und meinem Umgang mit ihnen merken, dass es keine Hoffnung mehr gab. Bislang hat das immer funktioniert. Das ist aber vor allem den tollen Männern zu verdanken, die mein Angebot angenommen haben.

Das Freundschaftsangebot auszusprechen oder anzunehmen hat aber auch einen ganz praktischen Vorteil. Ich habe damit Lücken geschlossen, die jede Trennung reißt. Mit wem hätte ich denn Tennis spielen, Schränke aufbauen oder Theater/Kino/Oper besuchen sollen? Egoistisch? Nein, „win-win“, denn mit wem hätten denn die Jungs nach meiner Kündigung Tennis spielen, Schränke aufbauen oder Theater/Kino/Oper besuchen sollen?

Früher oder später haben wir natürlich alle jemand anderen gefunden, mit dem wir all dies (und vieles mehr) tun konnten. Und das ist gut so. Denn „Lass uns Freunde bleiben“ hieß für mich auch „Lass uns auf die sanfte Art auseinandergehen.“

Hinterfragt habe ich das erstmals, als ich selbst irgendwann das Angebot eines Übergans von der Liebe zur Freundschaft erhielt. Aus Sicht der Verlassenen, fühlte sich das plötzlich ganz anders an – degradiert und verschmäht. „Der spinnt ja wohl!“ so meine spontane Reaktion. Der Mann kann doch nicht ernsthaft glauben, dass ich ihm bei einer Pizza Geschichten aus meinem tristen Single-Leben erzähle, das er mir unfreundlicherweise beschert hat. Und er wird doch nicht etwa erwarten, dass ich ihn bei der Einrichtung seiner neuen Wohnung berate oder mir womöglich lächelnd anhöre, mit welch einer tollen Frau er dort einziehen wird – während ich in Einsamkeit meine Wunden lecke und ihn eigentlich nur zurückhaben will. „Warum sagt er sowas?“, habe ich mich gefragt. Um mich zu ärgern? Sicher nicht! Aus Mitleid? Nein danke! Gibt es noch Hoffnung? Quatsch, versteig Dich nicht in Illusionen!

Kurz und gut: Ich habe seine Hand ausgeschlagen und auf jeglichen persönlichen Kontakt verzichtet. Er hat ab und an angerufen, mir noch ein paar Mails geschrieben. Ich habe sie sehr kontrolliert und immer fröhlich beantwortet – bloß nicht zeigen, wie schlecht es mir geht. Die Nachrichten wurden immer seltener, enthielten immer belangloseres Zeug und irgendwann war Funkstille. Unterdessen war mein Leben voller Lücken, und häufig habe ich mich dabei ertappt, darüber nachzudenken, was er wohl tut, wie es ihm geht, wo er gerade ist, wen er trifft… Ich habe mich nächtelang in Spekulationen verstiegen, leise weinend und laut greinend nach Gründen für die Trennung gesucht, darüber nachgegrübelt, ob es doch noch Hoffnung gegeben hätte, mit mir selbst die Schuldfrage diskutiert, meinen Toaster an die Wand geworfen, abwechselnd ihn und mich gehasst, und mir Fragen gestellt, die nur er hätte beantworten können.

Erst als sich der erste Grind auf meinen Wunden gebildet hat und die blauen Flecken auf der Seele allmählich gelb wurden, ist mir bewusst geworden, dass er genau das gleiche getan hat, wie ich in früheren Fällen – und damit wahrscheinlich auch genau das gleiche wollte: Auf die sanfte Art auseinandergehen.

Noch heute tut es mir leid, uns diese Chance vermasselt zu haben, und ich bin seitdem umso fester davon überzeugt, dass ein „Lass uns Freunde bleiben“ der richtige Weg ist, voneinander Abschied zu nehmen.

*Song von Mick Hucknall auf der LP „American Soul“

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