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Moving on

~ Man muss immer tun, was man nicht lassen kann.

Moving on

Kategorien-Archiv: People & Places

Neulich nach einem harten Arbeitstag …

20 Freitag Mai 2016

Posted by anette quentel in People & Places, Verrückter Abend

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Blog, Quentel

Es war mal wieder einer dieser Tage: Schon vor Acht kam der erste Job rein – ultra-urgent, gefolgt von drei „Kannst Du mal bitte eben schnell hier draufgucken“, zwei „Ich brauche mal ganz kurz Deine Hilfe“, ein paar „Geht das bis morgen?“ und begleitet von einem Tagespensum, das auch ohne die Ad-hoc-Dinge (die ja im Grunde genommen den Job erst richtig interessant machen) schon recht ambitioniert war … Aber wie immer ging am Ende alles auf, wenn auch unter schmerzlichem Verzicht auf die Mittagspause.

Und genau deshalb kehrte ich meinem drängenden Hungerimpuls folgend bei meinem Lieblingsspanier „umme Ecke“ ein, dem Don Juan in der Fahrgasse – sehr empfehlenswert wegen der guten Tapas, aber nicht zuletzt auch wegen der liebenswerten und gelassenen ServiceChefin und des ebenso liebenswerten, wenn auch ganz und gar nicht gelassenen KüchenChefs.

Dort fand ich vor der Tür nicht nur den letzten Parkplatz, sondern bei frühsommerlichen Temperaturen genau noch einen freien Tisch. Die Tische standen eng, und so quetschte ich mich auf ein Gartenstühlchen zwischen ein Paar und zwei Kumpel, bei denen ich auf Männerabend tippte, bestellte einen weißen Rioja und vertiefte mich in ein Theaterstück auf meinem iPad. Ich lese immer, wenn ich allein Essen gehe – es gibt nämlich kaum etwas Blöderes, als Löcher in die Luft zu starren und so zu tun, als hörte man nicht zu, wenn sich die Menschen um einen herum unterhalten. Und „Leute gucken“ ist in einem Restaurant vielleicht auch ein bisschen aufdringlich. Aber ich kam gar nicht recht zum Lesen, weil mich mein Schräggegenüber (einer der beiden Männerabend-Tourer) aus einem mir unerfindlichen Grund in das Gespräch einbeziehen wollte. Abgekämpft wie ich war, wirkte ich sicher weder sehr gesprächig noch attraktiv − und nach einem feierabendlichen Flirt war mir schon gar nicht: viel zu anstrengend. Aber die Bemühungen waren erfolgreich, zumal ich bald registrierte, dass ich es offenbar mit einem Trio zu tun hatte. Die Dame am Nebentisch gehörte irgendwie auch dazu. Spätestens als sich mein Nebenmann mit Handschlag vorstellte, steckte ich den iPad weg und dachte „Fein. Lesen geht immer, reden nicht, und das hier könnte witzig werden.“ Außerdem gibt es für mich nun mal kaum etwas Spannenderes als Menschen, egal wie müde ich bin.

Das Schräggegenüber war wohl so zwischen 60 und 65, mein Nebenmann auf den ersten Blick ein bisschen jünger als ich und die fröhliche Dame geschätzt um die 60 lauter Best Ager also 😉

Mr. „zwischen 60 und 65“ – sonnengebräunt und betont jugendlich in eine Jeans mit aufgedrucktem Fleck gekleidet, die er, wie wir später erfuhren, sehr günstig eingekauft hatte − tat sich mit Witzen hervor und damit, dass sein Kumpel, obgleich jünger, mehr Bauch hätte als er, was nebenbei bemerkt überhaupt nicht stimmte. Anfangs war ich maximal halbbelustigt, musste aber nach meinem zweiten Rioja mitlachen. Nach der Witzerunde kam heraus, dass das Trio eigentlich doch ein Duo war. Die beiden hatten die Lady am Nebentisch genauso wie mich „dazugecastet“, nur eine halbe Stunde früher.

So verbrachten wir vier zwei Stunden mit Witzeleien, Sprüchen und Urlaubsstories, unterbrochen vom Austausch von Eckdaten wie Beruf (irgendwas Tourismus, irgendwas mit Mode und irgendwas mit Medien), Alter (meine Schätzungen hatten sich so ungefähr als richtig erwiesen), Wohnviertel (über die ganze Stadt verstreut) und aktuellem Familienstand. Die Stimmung, die Lautstärke und unsere Sympathie füreinander stieg mit jedem Schluck … bis der Kellner uns bat, ins Lokalinnere umzuziehen – wegen der Nachbarn … aber einer der Männer hatte eine andere Idee.

Ein Stück die Straße hinauf gibt es das „Mona Lisa“, eine Kneipe, an der ich quasi täglich vorbeifahre, die ich aber noch nie von innen gesehen hatte. Bei mindestens drei von uns leuchteten die Augen, als das Wort „Gin Tonic“ fiel, und damit war die Sache abgemacht. Wir zahlten und blödelten unserem Ziel entgegen: deutsche Schlager, 80er-Jahre-Musik, kaminrote Wände mit vielen Bildern, in der Ecke ein Pärchen, vor der Theke zwei Frauen um die 30, dahinter eine jüngere und eine ältere Frau mit osteuropäischem Akzent. Ich tippte auf Mutter und Tochter, aber beide hatten so intensiv an ihrer Erscheinung gearbeitet, dass ich mich verschätzt hatte. Sie waren Großmutter und Enkelin, die Inhaberinnen des Lokals.

Irgendwie war vorher schon mal die Rede vom Tanzen gewesen, und so dauerte es genau einen halben Drink, bis sich einer der Herren zuerst mal Monika schnappte, während der andere und ich entdeckten, dass wir gemeinsame Bekannte haben (ich sag’s ja immer: Frankfurt ist ein Dorf), und das „Wer hat das doch gleich gesungen“-Spiel spielten. Ein paar Mal musste der die Suchmaschine mit dem großen „G“ das Rätsel lösen. Ach, waren das noch Zeiten, als man stundenlang über solche Fragen nachdenken musste, und wieviel größer war die Freude, wenn man irgendwann selbst auf die Antwort kam – aber das nur nebenbei.

Unser Tänzer erwies sich als sehr bewegungshungrig, so sehr, dass er irgendwann seine erste Wahl zunächst gegen mich und später sogar gegen seinen Kumpel austauschte. Das muss allerdings schon nach dem zweiten Gin Tonic gewesen sein…

Ruckzuck war die halbe Nacht vergangen. Verbracht hatte ich sie mit drei mir völlig fremden Menschen, mit Blödsinn machen, Witze reißen, Disco Fox und Herumalbern. Irgendwann packte uns die Müdigkeit. Der Tänzer verabschiedete sich auf dem Fahrrad (ich hoffe mal, er ist gut angekommen) und wenig später zogen auch wir übrigen bestens gelaunt unserer Wege in die heimischen Heias – je nach Strecke per pedes oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, versteht sich.

Keine Ahnung, ob die anderen am nächsten Tag genauso k.o. waren wie ich, aber ich vermute es mal. Keine Ahnung, ob wir uns irgendwann wieder begegnen, aber für einen Abend waren wir eine Clique und maximal 17 Jahre alt. Und wenn ich am Mona Lisa vorbeifahre, muss ich jetzt immer lächeln …

Fazit: Die besten Abende passieren ungeplant − auch und gerade mit fremden Menschen und wenn man noch so müde ist. Stay Crazy and curious!

„Tristan“ im Kino

10 Montag Aug 2015

Posted by anette quentel in People & Places, Tristan

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Blog, Kino, Oper, Quentel, Tristan, Wagner

Eigentlich ein seltsamer Gedanke, sich eine Oper im Kino anzusehen, denn Oper ist neben der Inszenierung ja vor allem Mal Klang. Und für mich ist ein Opernbesuch auch immer ein Event: sich mal richtig schick machen, am besten in aller Ruhe mit ein bisschen klassischer Musik aus der Dose im Hintergrund, ein wenig Farbe im Gesicht, die kleine Handtasche mit dem Nötigsten statt des „Lieblingssacks“ mit allem, das etwas schwerere Parfum, die Hochhackigen … na, ein Event eben. Und Oper hat eine ganz eigene Atmosphäre. Dazu gehören neben dem Gläschen Sekt in Vorfreude auf das Besondere und die Auswahl der Pausenhäppchen auch die herausgeputzten Leute im Foyer, der Blick auf die Musiker in den Orchestergraben, das leise Gemurmel, wenn der Saal sich füllt, und dann, nach dem Willkommensapplaus für den Dirigenten, der Moment, an dem es still wird und man ganz flach atmet vor lauter Spannung, bevor der erste Ton anhebt und der Vorhang den Blick auf das Eröffnungsbild freigibt – wunderbar!

Nun also erstmals Oper im Kino um die Ecke, weil meine Neugier auf die diesjährige Bayreuther Neuinszenierung so groß ist und es für dort keine Karten mehr gab. Und weil Tristan & Isolde „meine“ Oper ist: eine Musik, die schon in der Ouvertüre mein Hirn ausschaltet und in mir so ziemlich alles zum Klingen bringt, was da so klingen kann und eine Story, die mich immer wieder mittig trifft …

Schon im Vorfeld habe ich herumgewitzelt und mir ausgemalt, wie sich die Wagners gigantische Musik wohl in einem so profanen Umfeld wie einem Großkino ausmachen würde. Wagner nach Eiscreme- und Sportschuhwerbung; der Liebestod zwischen diesen kleinen fettigen dreieckigen Chipsdingern und 2,5-Liter-Pappbechern mit Cola: Ob der Zauber der Musik alldem wohl standhalten kann? Für mich war’s ein Experiment.

Bildquelle: flickr © ScypaxPictures

Quelle: flickr ©ScypaxPictures

Nach einem kurzen Weg bei 38°C erwartete uns im klimagekühlten Kino ein abgetrennter Bereich mit schwarz verhüllten Stehtischlein und einer Bar mit Sekt und Wein in echten Gläsern, vertrieben von einer jungen Frau ebenfalls in schwarz mit einem niedlichen neobarocken Band im Haar. Gut, die Softgetränke wurden in Flaschen mit Strohhalm gereicht … aber offenbar war man sich seitens der Kinoleitung doch der Besonderheit dieser Vorstellung bewusst und tat sein Bestes.

Um 16 Uhr hebt sich üblicherweise der Vorhang in Bayreuth, und im Kino sollte zuvor ein „kinoindividuelles Vorprogramm“ gezeigt werden. Also fanden wir uns um 15 Uhr 45 im Kinosaal ein, bewaffnet mit einem Fläschchen Evian und zusammen mit etwa 50 anderen Menschen, die offenbar auch keine Karte für Bayreuth bekommen hatten. Vielleicht haben sie auch nur die hohen Ticketpreise gescheut oder ziehen es vor, sich ganz leger dem Musikgenuss zu ergeben. Ein buntes Grüppchen hatte sich da zusammengefunden. Outfitmäßig war vom dunklen knöchellangen Kleid plus Perlenkette bis zu kurzen Hosen plus Badeschlappen alles vertreten, und es gab sowohl Männerpaare als auch Singlemänner, Heteropaare und Singlefrauen – Altersdurchschnitt etwa 60.

Im Saal selbst keine Spur von Vorprogramm. Aus den Lautsprechern klang Elektropop, was mich leicht grummeln ließ. Um 16 Uhr erste fragende Blicke und mehr oder weniger launige Mutmaßungen: Sind die in Bayreuth spät dran? Hitzeprobleme? Filmvorführerstreik? Um 16 Uhr 05 wurde das Gemurmel zunehmend lauter und ungehaltener. Der Vorhang blieb zu, der Elektropop begann echt zu nerven. Mir reichte es. Ich wollte wissen, was los war. Auf mein Klopfen an die Techniktür öffnete ein junger Mann, der sich um Gelassenheit bemühte und erklärte, das Signal aus Bayreuth käme nicht. Meinen Hinweis, dass man uns gerade der Ouvertüre beraube, quittierte er mit einem fragenden Blick (Uwer…was?) und meinte dann, er beraube uns gar nix, aber sie würden alles tun, damit die Verbindung zustande käme. Er klang glaubwürdig. Ich blieb freundlich. Zurück im Saal habe ich den übrigen Wartenden mal die Information weitergegeben, was die Stimmung etwas besänftigte. Menschen wollen, dass alles klappt, und wenn es denn mal nicht klappt, wollen sie wissen warum. Und sie wollen hören, dass man sich bemüht, damit es endlich klappt. Kleiner Tipp an die Kinoleitung (und alle Veranstalter dieser Welt): Redet mit Euren Zuschauern, wenn mal etwas schiefgeht! Ach, und danke für den Gratis-Pausensekt als Entschuldigung für den fehlenden Anfang – nette Geste …

Quelle: flickr ©David Rouhani

Quelle: flickr ©David Rouhani

Noch bevor sich wieder echter Unmut ausbreitete, stand die Leitung. Wir waren endlich live in Bayreuth zugeschaltet, hatten allerdings die erste Viertelstunde verpasst. Sehr blöd, aber nicht zu ändern. Eingestiegen sind wir kurz nach dem Lied des Seemanns, bevor Isolde ihre Vertraute Brangäne zu Tristan schickt, um ihm zu sagen, dass sie ihn sprechen will. Die Akustik war recht grausig, aber das habe ich erstaunlich schnell verdrängt – dank der Macht der Bilder und weil der Tristan bei mir offenbar auch leicht „verrauscht“ funktioniert. Das Bühnenbild des ersten Akts: ein gigantisches recht dunkles Labyrinth aus Treppen, die zum Teil wegklappten und hoch- und runterfuhren. Es versinnbildlichte, dass Tristan und Isolde nicht zueinander kommen können. Ein paar Kritiker hat das an Escher erinnert, mich eher an ein Gewirr aus Feuertreppen, wie man sie in amerikanischen Filmen manchmal sieht.

Feuertreppe

Quelle: flickr ©krss.

Das besondere waren aber die Close-ups und unterschiedlichen Kameraeinstellungen. Statt der ewigen Totalen im Opernhaus gibt es eine Bildregie, die den Blick lenkt. Das ist gut, aber auch schlecht. Gut, weil man die Bühne aus ungewöhnlichen Perspektiven sieht und weil die Kamera Details preisgibt, die sonst verborgen bleiben. Das kann Stimmung erzeugen, zum Beispiel, wenn sich zwei Hände aufeinander zubewegen und sich am Ende dann noch nicht berühren, oder wenn sich Blicke zögernd finden. Außerdem erzwingt es den Blick auf das Spiel der Sänger, auch der kleineren Rollen und Statisten. Das gibt der Oper eine zusätzliche Dimension. Es funktioniert allerdings nur, wenn die Sänger nicht nur singen, sondern auch spielen können. In Bayreuth konnten das die meisten – vor allem Tristan und Marke spielten sehr ausdrucksstark, ohne zu übertreiben. Auch die kleinen und stummen Rollen waren immer konzentriert „in der Szene“.

Manchmal ist dieses Genau-hinsehen-können aber auch kontraproduktiv. Opern sind nun Mal auf Abstand inszeniert. Bei Close-ups wirkt deshalb die Mimik oft zu groß, grotesk und unfreiwillig komisch. Das war bei der Isolde ab und zu der Fall, aber sie ist ja auch erst vor ein paar Wochen eingestiegen … und an ihrem Gesang gab es nichts auszusetzen. Bei Brangäne sorgten die Nahaufnahmen dafür, dass man ihren „S“-Fehler nicht nur hörte, sondern auch sah, aber auch sie hat wunderbar gesungen, ebenso wie Tristan und Marke. Doch zurück zum Kinoformat:

Ein weiterer Nachteil der Close-ups ist, dass sie Bühneneffekte entzaubern. So sah man im zweiten Akt, wie Tristan und Isolde auf einen Knopf drückten, damit aus Eisenstäben „Blut“ auf ihre Arme floss. Selbst aus der 1. Reihe in Bayreuth wäre die Illusion erhalten geblieben, dass sie sich mit den Stäben verletzen. Und im dritten Akt löst eine der „Isolden“ aus Tristans Fiebertraum mit einem Gerät in der rechten Hand einen Blutstrom aus ihrem Kopf aus, was ohne das Wissen um die Technik sicher ein toller Effekt gewesen wäre.

Quelle: flickr © Canadian Opera Company

Quelle: flickr ©Canadian Opera Company

Ein echtes Plus der Kinoübertragung war das Rahmenprogramm. Den ersten Teil haben wir ja verpasst, aber vor dem zweiten und dritten Akt gab es Interviews mit der Regisseurin Katharina Wagner, Requisiteuren, Bühnenbauern, einem jungen Sänger (sehr sympathisch) und dem Kostümbildner. Er nannte die Kostüme zeitlos, und das waren sie auch. Für meinen Geschmack hätten sie ein bisschen mehr Power haben dürfen, vor allem angesichts des durchstrukturierten Bühnenbilds. Aschgrüne, aschblaue und aschgelbgrüne eher grobe Stoffe haben sie hergenommen, und der armen Brangäne hat man ein Gewand angezogen, das für eine Frau mit Kleidergröße 40+ nicht unvorteilhafter hätte sein können – erinnerte sehr einen weiblichen Troll.

Das Interview mit dem Christian Thielemann war besonders aufschlussreich. Er berichtete, er sei lange Jahre um den Tristan „herumgeschlichen“ und in der Vorbereitung der Inszenierung immer wieder versucht gewesen, sich von der Emotionalität, der Expressivität und den Exzessen von Musik und Sujet mitreißen zu lassen. In Zusammenarbeit mit der Frau Wagner sei es ihm gelungen, den „Tiger“ in Schach zu halten. Nach dem Interview mit der schnodderigen, pseudocoolen, schrabbelstimmigen Regisseuse mit „ig-Fehler“ konnte ich das gut nachvollziehen – und fand es zugleich sehr schade. Mir haben nämlich an der einen oder anderen Stelle die Exzesse gefehlt, sowohl im Dirigat als auch auf der Bühne. Diese expressivste aller Musiken erzählt die Geschichte einer von Anfang an zum Scheitern verurteilten, aber unkaputtbaren Liebe, die Tristan und Isolde entgegen aller Vernunft und allen besseren Wissens aufeinander zutreibt, wohl wissend, dass sie zum Schaden beider ist. Das schreit förmlich nach Exzessen. Ein zweiter Akt, vor allem ein „Sink hernieder, Nacht der Liebe“ fast ohne Berührungen und ein zurückgenommenes Orchester werden dem nicht gerecht. Sehr bezeichnend, dass die Wagnerin Tristan und Isolde den (aus lichttechnischen Gründen pinkfarbenen) Liebestrank nicht trinken, sondern über ihre ineinander verschränkten Hände schütten lässt: kein Zauber, keine künstlichen Exzesse. Mag auch sein, dass die Laborsituation im 2. Akt nicht dazu gereicht, sich körperlich näher zu kommen. (Ja, ich weiß, die Kritiker sagen alle, es sei eine Folterkammer, aber für mich ist es ein Laborkäfig mit „Hamsterspielzeug“). Wie auch immer: Die Musik und das Libretto sprechen eine andere Sprache. Da werden Gipfel erklommen und Täler durchlitten, und das mag ich erheblich lieber als die kühlere Variante der Frau W.

Quelle: flickr © Eddy Van 3000

Quelle: flickr ©Eddy Van 3000

Gut gefallen haben mir abgesehen von den tollen Stimmen (vor allem der Tristan ist selbst im Kino eine Wucht) das Bühnenbild, die Düsterkeit, die Effekte und die Interpretation des „Liebestods“ nicht als konkretes Sterben, sondern als „entseeltes“ Weiterleben, in Isoldes Fall an der Seite von Marke. Und nein, ich finde nicht, dass das meinem Ruf nach mehr Exzessen wiederspricht, denn manchmal ist Weiterleben tragischer als Sterben.

Quelle: flickr © Ranger56112

Quelle: flickr ©Ranger56112

Mein Fazit zur Inszenierung: Nicht schlecht, aber es geht besser. Die Musik tröstet über alles hinweg und lässt sich auch nicht kleindirigieren/-inszenieren.

Mein Fazit zum Format: Oper im Kino ist völlig anders als „in echt“ und hat eher etwas von einem Musikfilm. Wer das weiß und sich darauf einlässt, verzichtet zwar auf Event-Feeling und höchsten Hörgenuss, gewinnt aber Einblicke, die er vor Ort niemals hat. Ich bevorzuge sicher weiter das Opernhaus, aber wenn ich eine Inszenierung unbedingt sehen möchte und das aus irgendeinem Grund nur im Kino möglich ist, tue ich es wieder.

Neulich im Städel (Vernissage „Die 80er“)

26 Sonntag Jul 2015

Posted by anette quentel in People & Places, Städel

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80er, Blog, Quentel, Städel, Vernissage

Heiß war es – so heiß, dass mich der kurze Fußweg am Main entlang reichlich derangierte: Die Frisur war im Eimer (welche Frisur doch gleich?), das Kleidchen klebte hartnäckig irgendwo zwischen den Schulterblättern fest, und ich war einmal mehr froh, auch heute auf Farbe im Gesicht verzichtet zu haben, weil ich sonst sicher kaum noch von einem edlen Wilden auf dem Kriegspfad zu unterscheiden gewesen wäre. Wie so oft etwas früh dran, versuchte ich im Schatten zu retten, was zu retten war, als auch schon mein Begleiter auftauchte, der aus welchem Grund auch immer erheblich kühler und trockener wirkte als ich mich fühlte. Mir blieb die Hoffnung auf die Klimaanlage im Inneren des Museums und darauf, dass mein Charme solange vom feuchten Zustand meiner Person ablenken würde, bis die Technik Wirkung zeigte.

Schon eine Viertelstunde vor Beginn der unvermeidlichen Eröffnungsreden war kein Sitzplatz mehr zu bekommen. Ein Blick in die Runde bestätigte meine Vermutung, dass die Mehrzahl der geladenen Gäste (Freunde, Förderer und Sponsoren des Museums sowie wichtige Menschen aus Kultur und Stadtpolitik) den Sitzplatz nötiger hatte als wir. Schön, mal nicht zu den ältesten zu gehören. Also platzierten wir uns in einer der ersten Reihen hinter den Stühlen, von wo wir allerdings sehr bald in eine der letzten Reihen hinter den Stühlen verdrängt wurden. Ok, wir haben keinen nennenswerten Widerstand geleistet, wenn man mal von meinen unfreundlichen Blicken absieht. Was lernen wir? Höflichkeit ziert, bringt aber nicht weiter.

Dann kam der Herr Direktor – mit ein paar launigen Worten zum Wetter, ein paar kurzen Anmerkungen zum bevorstehenden Kunstgenuss und einer längeren Rede über Geld. Sein weicher österreichischer Akzent lenkt ja immer wohltuend von dem doch recht profanen Thema ab. Ihm folgte ein Vertreter des Hauptsponsors, dessen Duktus und Stimmfarbe mich (passend zum heutigen Thema) ein bisschen an den „Neue Deutsche Welle“-Sänger Markus erinnerten. Er verlieh seiner Freude Ausdruck, mal wieder geholfen zu haben und stellte weitere Unterstützung in Aussicht, unter anderem für den Ausbau des digitalen Angebots, was mich sehr gefreut hat. Durch die wirklich gut gemachten Digitorials im Netz bekommt man nicht nur im Vorfeld eines Ausstellungsbesuchs einen ersten Überblick. Ein netter Nebeneffekt: Das rasch angelesene Wissen bringt einem auch so manch erstaunt-anerkennenden Blick eventueller Begleiter ein 😉 So, dieses Geheimnis meiner „Kenntnis der modernen Kunst“ ist nun auch keines mehr.

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(C) Thomas Weidenhaupt (https://www.flickr.com/photos/streetpreacher)

Noch vor dem Auftritt des letzten Redners wurden die Gäste unruhig. An der Temperatur kann das nicht gelegen haben. Die Klimaanlage hat alles richtig gemacht. Selbst mein erhitztes Ich fühlte sich wieder wohl in seiner Haut. Jedenfalls beschlossen einige, sich die Dauerausstellung anzusehen und auf die Ausführungen des Kurators zu verzichten. Weil er auch aufgrund unserer suboptimalen Position gar zu schwer verstehen war, siegte auch bei uns irgendwann der Bewegungsdrang über die Höflichkeit.

Der Applaus und der Menschenstrom gen Treppe nach oben signalisierten das Ende der Reden. Wir schlossen uns den übrigen Kunstfreunden an. Mir ist es mal wieder gelungen, meine Monsterhandtasche am Taschenmaßkontrolleur vorbeizuschmuggeln. Hatte wie so oft vergessen, den Prachtbeutel gegen ein kleines feines Täschchen zu tauschen … Diese Schmuggelei hat aber auch einen sportlichen Aspekt: Ich gegen die Museumswächter der Welt! Ich gewinne in etwa 50% der Fälle.

Ich war schon ein fast ein Vierteljahr nicht mehr im Städel gewesen und freute mich auf dem Weg zur Ausstellung, ein paar gute alte Bekannte wiederzusehen: die Delilah mit dem Samsons Kopf in der Hand, Munchs grüngesichtigen Eifersüchtling, Monets Frühstück im Familienkreis (ohne Papa aber dafür mit missgünstiger Hausangestellten im Hintergrund), die schiefen Häuser des Herrn Beckmann, Bacons schreiende blutende Frau von grünem Hintergrund (mit einem Titel, den ich mir wohl niemals merken werde – irgendetwas mit Krankenschwestern und dem Panzerkreuzer Potjemkin), etc. Sie alle waren noch da. Schön, dass sich manche Dinge nie ändern.

Nun aber endlich in die Ausstellung. Es war weniger voll, als der Andrang bei den Eröffnungsreden hatte vermuten lassen, und in den Gesichtern der Besucher waren sehr unterschiedliche Reaktionen zu lesen: Süffisanz, neugieriges Interesse, Ablehnung, diebisches Vergnügen, Verständnislosigkeit … Eine Bekannte sprach mich an, weil sie mit irgendjemandem über das reden wollte, was sie gesehen hatte. Sie mochte die Bilder nicht besonders, ist eher für Gegenständliches zu begeistern – fair enough. Moderne Kunst polarisiert. Das will sie auch.

(C) Marinka (https://www.flickr.com/photos/marinkabozzec/favorites/)

(C) Marinka (https://www.flickr.com/photos/marinkabozzec/favorites/)

Ich mochte einige Bilder mehr, andere weniger, aber auch bei vielen, die ich mir nicht aufhängen würde, machten mir die Ideen dahinter Spaß. Einige habe ich nicht verstanden, bei einigen brauchte ich noch nicht mal den Titel zu lesen, um zu vermuten, was der Künstler mir sagen wollte. Es hilft ja immer sehr, die Kunst in den Zeitkontext zu setzen. Also: Was war los in den 80ern? Was waren die Themen? Kalter Krieg/Glasnost, Dallas, Chaostage, Falklandkrieg, AIDS, Gründung der Grünen, Brockdorf, Friedensbewegung, Tschernobyl, Challenger-Katastrophe, Lockerbie … und ganz zum Schluss der Mauerfall. Es gab Popper, Punker und Yuppies. Wir hörten David Bowie, Culture Club und Kraftwerk, aber auch Nina Hagen, Eric Clapton, und unsägliche deutsche Schlager, guckten Sketch-up, Jenseits von Afrika, MacGyver und Rainman – und Joseph Beuys pflanzte in Kassel 7.000 „Eichen“ aus Beton.

Das alles und noch viel mehr hat die Künstler der 80er-Ausstellung beeinflusst, in unterschiedlichem Maße. Da überrascht es nicht, dass es der Kunstkritik schwer gefallen ist, einen gemeinsamen Namen für diese Strömung finden. „Neue Wilde“ heißen sie, manchmal auch „Neue Heftige“. Das kann so ziemlich alles bedeuten. Vielleicht konnten sich die Künstler deshalb selbst nie so ganz mit diesen Bezeichnungen anfreunden. „Wild“ sind sie vielleicht in ihrer Direktheit, in der Wahl ihrer Themen (es gibt Sex und Blut und Nackte) und ihren zum Teil expressiven Strichen. „Wild“ auch, weil sie keine geschlossene Gruppe waren, sondern Einzelgänger, oder weil sie sich vorübergehend zu inhomogen Gemeinschaften zusammenschlossen und häufig den Ort wechselten. Weder neu noch wild finde ich hingegen, dass sie mit der figurativen Malerei etwas wiederaufgenommen haben, das in den Jahren zuvor, die sich vor allem durch Performances und Installationen auszeichneten, in Vergessenheit geraten war, ja geradezu geschmäht wurde. Diese Befreiung vom Intellekt, von der Verkopftheit der vorangegangenen 10 bis 20 Jahre resultiert in der Individualität, der Obsession, dem Ausdruck tiefer Ängste oder auch im Spaß am Leben und am Anderssein. Wenn nicht „wild“, so doch zumindest „heftig“ und wunderbar emotional.

(C) Michaela https://www.flickr.com/photos/cephir/

(C) Michaela (https://www.flickr.com/photos/cephir)

Mit solchen und ähnlichen Gedanken, mal schmunzelnd, mal runzelnd, habe ich mir die Ausstellung angeschaut – froh, nicht allein zu sein und einige meiner manchmal vielleicht ein bisschen abstrusen Interpretationen und Vermutungen mit jemandem teilen zu können. Und ich werde nochmal hingehen, zu einer Führung. Bin schon sehr gespannt, was die Fachleute sagen und ob ich das eine oder andere Werk nach einer Erklärung mit anderen Augen sehe.

Titelfoto: Christian Schnettelker http://www.manoftaste.de

Neulich im Schauspiel Frankfurt

26 Sonntag Apr 2015

Posted by anette quentel in People & Places, Schauspiel Frankfurt

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Blog, Macbeth, Quentel, Schauspiel Frankfurt

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MACBETH – ein Bastard von Dave St-Pierre und William Shakespeare. Bereits beim Einführungsgespräch vor der Vorstellung war klar, dass ich am letzten Mittwoch kein „Well made Play“ zu sehen bekommen würde. Eine assoziative Inszenierung sollte es werden, düster, musikalisch und tanzgeladen. Das klang nach Regietheater, also spannend und innovativ, denn alten Wein in neuen Schläuchen braucht kein Mensch. Und so nahm ich irgendwo in der dritten Reihe Platz, ganz dicht am Geschehen und bereit für einen Abend, der laut Dramaturgin einer unheimlichen Reise gleichen sollte. Zunächst war es mal vor allem unheimlich dunkel, und das sollte es in den folgenden knapp zwei Stunden bleiben. Begleitet von wummernder Elektromusik tanzwälzten sich die Hexen und Hektate in zäher blauer Farbe – auch mal eine Art Kostüm – um irgendwann ihre Prophezeiungen auf Tafeln zu schreiben. Ja, und wann geht es richtig los, fragte ich mich. Es ging nicht los. Es ging weiter. Bild auf Bild, mal eindrucksvoll-prägnanter, mal schmerzhaft in die Länge gezogener Ausdruck von Seelenzuständen. Assoziationen, die sich mir trotz zum Teil vielfacher Wiederholungen und Variationen nicht erschlossen. Zu fremd war mir die Denke des frankokanadischen Choreographen, der sich hier in Deutschland erstmals an der Regie eines Theaterstücks versuchte. Zu fremd auch das Medium Tanz. Anderen erging es offenbar ähnlich: einige schliefen, andere flohen. Wer blieb, wildentschlossen, sich dem ungewohnten Spektakel zu öffnen, wurde mit dem einen oder anderen intensiven Moment belohnt. Spannend wurde es immer dann, wenn die Schauspieler das taten, was sie können: Schauspielen. Leicht hat ihnen das der Regisseur nicht gemacht. Schließlich hat er sie der Sprache und damit einer ihrer wichtigsten Ausdrucksformen beraubt. So verschwand Shakespeare, zusammengestrichen auf gefühlte 1,5 Seiten (tatsächlich sollen es fünf gewesen sein) unter viel blauer Farbe und kunstvollem Bondage auf fast nacktem Körper, in Tongebilden und hinter Bewegungsorgien, die den Spielern zum Teil sehr sportliche Leistungen und viel Körperbeherrschung abverlangten. Verwirrt verließ ich den Saal und fragte mich, warum ein Künstler, dem Worte und Sprache offenbar so wenig bedeuten, in einem fremden Land einen britischen Klassiker mit Schauspielern inszeniert und nicht einfach ein Ballett schreibt. Das könnte er dann mit professionellen Tänzern umsetzen und würde womöglich Begeisterungsstürme auslösen. Die sind am Mittwoch ausgeblieben. Antwort auf meine Frage erhoffte ich mir aus dem anschließenden Publikumsgespräch. Das Ensemble war vollständig versammelt, die Dramaturgin moderierte. Anstrengend, ungewohnt aber aufregend sei es gewesen. Darin waren sich alle einig. Irgendjemand merkte an, dass man den Regisseur selten zu Gesicht bekommen hätte … Wirklich erhellend war aber der Hinweis einer Schauspielerin, dass dieser eigentlich ein anderes Konzept im Sinn gehabt hatte, aber an den natürlichen Grenzen der Tanzfähigkeiten der Ensemblemitglieder gescheitert sei. Ha, das kenne ich aus dem Amateurtheaterbereich. Hier scheitern regelmäßig Regie-Konzepte an den schauspielerischen Grenzen der zur Verfügung stehenden Spieler. Ich habe beschlossen, den Abend als das Ergebnis eines Experiments zu betrachten. Aus meiner Sicht ist es gescheitert, aber ich freue mich für die Schauspieler, die sich ausprobieren konnten. Das ist an Stadttheatern eher selten möglich. Für mich als Zuschauer gilt allerdings: lieber gutes (Regie)Theater als fast gutes Ballett UND lieber Macbeth und seine Lady mit den ihnen zugedachten Worten als einen Bastard von viel St-Pierre und wenig Shakespeare. (Bilder von Yves Klein, Quelle: scraphacker.com)

Neulich in der Komödie

15 Sonntag Mär 2015

Posted by anette quentel in Komödie, People & Places

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Blog, Komödie, Quentel

Wer mich kennt, weiß, dass ich mich mit Boulevardtheater manchmal schwer tue. Aber von Zauberhafte Zeiten in der Komödie hatte ich Gutes gehört und gelesen: Zwei junge Leute teilen sich aufgrund widriger Umstände ein Appartement. Er verliert den Job (Wallstreet-Händler), sie ist ihren leid (Krankenschwester) und kommt auf die Idee, als Zauber-Duo aufzutreten. Mit Unterstützung seiner Mutter setzen sie den Plan um. Sie proben wochenlang, sind nach ersten Rückschlägen erfolgreich und werden auch noch ein Paar. Klingt nach einer netten Story. Schwiegermütter-Geschichten können witzig sein, das mit der Zauberei weckte meine Neugier und gegen einen Theaterabend mit Happy End hatte ich an diesem Samstag auch nichts einzuwenden.

Aus der Ticket-Odyssee im Zootheater (siehe Blogbeitrag „Neulich im Zootheater“) hatte ich gelernt und deshalb telefonisch ein Kärtchen geordert und auch gleich per Kreditkarte bezahlt, so dass ich es zu jeder beliebigen Zeit an der Abendkasse abholen konnte. Meine beliebige Zeit war Viertel vor acht. Die Abendkasse gehört mir allein. „Guten Abend, für mich liegt hier ein Ticket.“ Die Dame an der Kasse sah mich an, als würde ich mich hier einschleichen wollen, fragte aber nicht nach meinem Namen sondern wehrte erst mal pauschal ab. „Für Sie? Nicht, dass ich wüsste.“ Ich: „Doch, ich hatte angerufen.“ Sie: „Ja, nein, muss gucken.“ Mein Ticket lag dort. Die erste Hürde war überwunden, und die zweite (Freitreppe nach unten auf 12cm hohen Absätzen, ohne total albern auszusehen) war auch zu meistern.

Im Vorraum zum Saal hatten sich schon fast alle Zuschauer versammelt. Die Herren blickten im Schnitt etwas weniger glücklich drein als die Damen. Sie waren offenbar nicht ganz freiwillig hier. Die Damen nippten hingegen erwartungsvoll an ihren Gläschen, guckten, wie die anderen so guckten, und musterten einander interessiert – allzeit bereit, die eine oder andere lästerliche Anmerkung abzusondern. Ich folgte ihren Blicken. Vertreten war so ziemlich alles vom engen Samtkleidchen mit Strassbehang (und zu enger Unterwäsche drunter) bis hin zur Cargo-Hose mit Strickpulli – keine Highlights des schlechten Geschmacks, weshalb ich an dieser Stelle auf eine umfassendere Mitlästerei verzichte. Der unsägliche Big-Ben-Glockenschlag mahnte, die Plätze einzunehmen. Ich saß 3. Reihe Mitte, die Plätze vor mir waren frei. Glück gehabt.

Der Herr Intendant Professor Helmer mahnte uns wie üblich vom Band, nicht zu vergessen, das Handy nach der Vorstellung wieder einzuschalten – netter Witz, der wie alle Witze dieser Welt allerdings nur beim ersten Mal witzig ist.

Es ging los – mit Frank Sinatras „New York, New York“. Wir befanden uns also in den USA, genauer gesagt im Appartement des Yuppies Chris, gespielt von einem Mann mit einem kleinen „S-Fehler“, dessen Gesicht keines seiner 55 Lebensjahre verbergen konnte. Warum besetzt man so? Es gibt doch zahllose hochtalentierte arbeitsuchende Jungmimen. Die fehlende Jugend versuchte er durch ein lausbubenhaftes Dauergrinsen wettzumachen, was nicht nur erfolglos sondern spätestens nach zehn Minuten ebenso nervig war wie seine übrigen aufgesetzten Grimassen. Ihm zur Seite hatte die Regie eine Kollegin gestellt, der man knapp die Hälfte ihrer 40 Lebensjahre nicht ansah (nicht mal aus der 3. Reihe). So ganz glaubwürdig war diese Paarkonstellation also nicht. Abgerundet wurden die Besetzungssünden durch Chris‘ Mutter: großgestig, knapp 70 und entweder nur schlecht auf 50 heruntergeschminkt oder übel auf 40 herunteroperiert. Da will ich jetzt mal nicht weiter spekulieren. Einzig der Postbote Stefan Schneider passte, aber Postboten passen immer.

In der ersten halben Stunde geschah quasi nichts, außer der Einführung in Situation und Charaktere, was angesichts deren einfachen Struktur wirklich nicht nötig war. Lustig war allenfalls, zu beobachten, wie sich der falsche Bauch des Postboten beim Sitzen verschob und aussah wie ein hastig unters Hemd geschobenes Sofakissen. Und ja, wer Kalauer und Slapstick-Einlagen mag, hat sicherlich auch hin und wieder gelacht. Ich kann mir bei Handtuch-Rangeleien, die mit dem rückwärtigen Sturz der Kämpfer enden, oder auch bei einem Karussell der Marke „ich trag die Koffer ein paar Mal vor die Tür und Du schleppst sie immer wieder herein“ allenfalls ein müdes Lächeln abringen. Sollte wohl für Dynamik sorgen.

Gute Boulevard-Komödie lebt auch von überzogenen Charakteren, aber darauf hat Regisseur Folker Bohnet, den ich als Schauspieler kenne und mag, verzichtet. Schade, das hätte der gestrigen Inszenierung wirklich gut getan. Aber Chris hätte genauso gut Bio-Gemüse- wie Wall-Street-Händler sein können, und die frustrierte Krankenschwester Debbie wäre auch locker als taffe Fitnesstrainerin durchgegangen. Sie tanzte, joggte und gymnastikübte sich durch das Stück. Der erste Teil endete mit einem gelungenen Zaubertrick. Na endlich! Bis dahin hatte ich zwei Mal gelacht, vier Mal geschmunzelt und war drei Mal beinahe eingenickt.

In der Pause belauschte ich den Kurzvortrag eines Hobby-Zauberers, der zuerst darauf hinwies, dass Zauberer die Tricks ihrer Kollegen nicht verraten dürfen (Zauberer-Ehrenkodex), um dann seinen Zuhörern beflissen zu erklären, wie kurz zuvor aus dem roten Tuch in Chris Hand ein rotes werden konnte …

Nach der Unterbrechung hatte ein Sitzplatzwechsler mit 2×2-Meter-Silhouette zugeschlagen, sich vor mich geschummelt und so für seinen Ticketpreis von vermutlich 20,50 den 33-Euro-Blick ergattert. Ich grummelte, war aber angesichts seines Formats zu feige, mich mit ihm anzulegen. Der zweite Teil schloss sich zunächst nahtlos an den ersten an: Grimassen, Gymnastik, große Gesten, Kalauer und der Fortgang der vorhersehbaren Geschichte auf der Bühne, quittiert von 2 bis 3 Mal Lachen oder Schmunzeln und mehreren Beinahe-Nickerchen in der Mitte der 3. Reihe. Die Zauberei-Übungen haben das schlimmste verhindert. Apropos schlimm: Bemerkenswert schlecht, weil eine zusammenhanglose Plattheit, war der „Moment der Wahrheit“. Chris gesteht Mama, dass er seinen Job verloren hat. Mama entgegnet so etwas wie: „Aber ich bin doch immer stolz auf Dich, mein Sohn“. Oh Mann!

Während meines Kampfes gegen den Theaterschlaf, der ja laut Shaw auch eine Form der Kritik ist, fielen mir noch einige Ungereimtheiten auf. Wie kommt es zum Beispiel, dass man urplötzlich nach Wochen bemerkt, dass ein Postbote, der angeblich jeden Tag Pakete bringt, 20 kg abgenommen hat. Und seit wann verbrennt man beim Bügeln ein Hemd, wenn man erschreckt wird. Für mich wäre das Ganze ein durch und durch vergeudeter Abend geworden, wenn nicht irgendwann doch noch die Zaubershow gekommen wäre. Die war wirklich gut gemacht und (zumindest für mich stets verzauberungsbereite Magie-Rezipientin) nicht durchschaubar … bis hin zur „Enthauptung“ von Chris. Wie sehr sich der Darsteller beim Zaubern und Sterben anstrengen oder konzentrieren musste, war wegen seines Grimassierens und Dauergrinsens nicht auszumachen – ein Grinsen, das auch bei den Vorhängen (von denen mindestens zwei durch die Applausordnungs-Regie erzwungen waren) wie festgetackert auf seinem Gesicht lag, und das mich noch auf dem Nachhauseweg verfolgte.

Ich glaube, ich lege jetzt erstmal ein paar Wochen Boulevardtheater-Pause ein.

Neulich im Kabarett

08 Sonntag Mär 2015

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Blog, Kabarett, Quentel

Stalburg Ausschnitt

Donnerstag, 5. März. Hans Holzbecher im Stalburg-Theater. Hans Holzbecher … hm, sagt mir nichts. Das Internet verrät mir seine Mitwirkung in diversen TV-Serien, die ich allerdings alle nicht gesehen habe. Im Internet steht auch, dass er den Kölner Theaterpreis bekommen hat und Coach für „Visuelle Rhetorik“ ist. Studiert hat er Sport, Philosophie und Schauspiel – interessante Mischung, scheint ein vielseitiger Mann zu sein. Ok, den schaue ich mir an. Hätte mich die Tatsache, dass zwei Tage vor der Vorstellung noch viele Tickets zu haben waren, misstrauisch machen müssen? Vielleicht.

Bewaffnet mit meinem üblichen „Stalburg-Dinner“ (Grauburgunder, Brezel, Käsewürfel) besetze ich meinen Platz in der erste Reihe, achte darauf, dass das Glas nicht auf der Bühne steht – da sind die Künstler zu Recht empfindlich – und freue mich darauf, mal wieder richtig zu herzhaft lachen. Dazu bin ich hier. Pünktlich um 20 Uhr entert der Mime mit einem kühnen Sprung die Bretter, die mit zwei Stühlen ausgestattet sind. Auf dem einen steht als „Proviant“ für den Abend ein Geripptes mit Wasser, was ich erheblich sympathischer finde als die verschämten Plastikwasserflaschen in der hinteren Bühnenecke, zu denen andere Kabarettisten während ihrer Vorstellung greifen.

Ich erwarte einen rauschenden Eingangs-Gag, aber der kommt nicht. Nervös ist er, der Hans Holzbecher. So nervös, dass er sich ein paar Mal verspricht und sehr viel visuelle Rhetorik einsetzt – erinnert mich an Angela Merkel vor dem Trapez-Coaching. Und er „trippelt“: zwei Schritte nach rechts, drei Schritte nach links, zwei auf der Stelle, einen zurück. Während ich überlege, ob das eine ausgeklügelte Inszenierung ist oder einfach nur nicht gut, verpasse ich beinahe die erste lustige Stelle, die mit gefühlten fünf Lachern aus dem halbbesetzten Saal quittiert wird. Allmählich beruhigt er sich etwas, verhaspelt sich aber immer noch ab und zu. Auf mich wirkt er wie ein Schauspieler, der einen Kabarettisten spielt: An manchen Stellen klingt er wie Dieter Nuhr, nu(h)r schlechter (Achtung, Kalauer!). Mit Nuhr gemein hat er auch den philosophischen Touch. Holzbecher hat offenbar über vieles intensiv nachgedacht, aber manche Themen scheinen ihm so wichtig, dass er nicht wagt, wirklich böse Witze zu reißen. Als Mensch macht ihn das sympathisch, als Kabarettist fehlt ihm die dadurch die Schärfe.

„Risiko Leben“ heißt sein Programm. Ein Titel, der alles und nichts heißen kann und vermutlich deshalb so gewählt wurde. „Gott und die Welt“ hätte auch gepasst, zumal er später noch in die Rolle des Allmächtigen schlüpfen wird. Bis dahin streift er unterschiedliche Themen: ein bisschen Putin-Kritik, ein wenig USA-Kritik (seine Parodie einer US-Politikerin aus dem Mittleren Westen klingt wie Peter Maffay), eine kleine Portion „Männer und Frauen“. Und immer wenn ihm kein vernünftiger Übergang einfällt, springt er unvermittelt zurück zu Sprachthemen oder zur Figur eines zahlenverliebten Mannes, den seine Freundin Heidrun gegen einen Nordic-Walking-Coach ausgetauscht hat, jeweils eingeleitet durch eine kurzes „Sprache!“ oder „Ach ja, Heidrun!“. Ich dachte, die Zeit der Nordic-Walking-Jokes sei vorbei. Die Zahl der Stöckchen-Witze ist nun mal begrenzt. Auch er bietet hier nichts Neues.

Nach einer gelungenen Michael-Jackson-Parodie (inklusive überzeugendem Moon Walk) ist Pause. Singen kann er. Bis jetzt habe ich drei Mal gelacht und sieben Mal geschmunzelt und das Publikum kaum öfter (ok, das Schmunzeln konnte ich nicht sehen) – nicht genug für einen halben Kabarettabend. Soll ich gehen? Nein. Vielleicht wird er in der zweiten Hälfte lockerer. Ich überlege, ob ich ihm ein Glas Wein in die Garderobe bringen lassen sollte.

Nach der Pause wieder Rückgriffe auf „Heidrun“ und die Einführung einer neuen Figur: ein Berliner Taxifahrer, der Philosophie studiert hat, im Zwiegespräch mit einem Fahrgast. Das ist gut. Überhaupt überzeugt mich Holzbecher immer dann, wenn er eine Rolle spielt oder eine Geschichte erzählt. Auch im Publikum wird jetzt häufiger gelacht, was aber auch daran liegen kann, dass die meisten Zuschauer mittlerweile ein bis drei Gläschen Alkohol hatten, was ja bekanntlich zu erhöhter Lachbereitschaft führt.

Insgesamt ist er in der zweiten Hälfte aber tatsächlich entspannter. Er baut noch ein oder zwei weitere Lieder ein (wie gesagt: singen kann er), spricht in verschiedenen Dialekten (kann er auch) und tritt dann im weißen Anzug als Gott auf, der abschließend wie von unsichtbaren Engeln getragen 30 cm über der Bühne schwebt – netter Trick.

Nach einer weiteren Dreiviertelstunde ist es vorbei. Einen nicht enden wollenden Applaus gibt es nicht. Die Zugabe fällt auch aus. Offenbar hat er sein Pulver bereits verschossen, ein über weite Strecken recht feuchtes.

Nein, ein wirklich gelungener Kabarettabend war das nicht. Ich gehe unterbelustigt nach Hause. Auf dem Weg frage ich eine Gruppe Zuschauer nach ihrem Belustigungsgrad und bin überrascht zu hören, dass es ihnen sehr gut gefallen hat. „Warum haben Sie dann nicht öfter gelacht?“ – „Also ich habe gelacht“, meint einer. Die anderen schweigen. Auf Nachfrage erfahre ich, dass sie sonst nie ins Kabarett gehen und zu einem Seminar in Frankfurt sind. Visuelle Rhetorik vielleicht?

Im Internet ist nachzulesen, dass „Risiko Leben“ das erste eigene Soloprogramm von Hans Holzbecher ist. Vielleicht hat er bei der Zusammenstellung an Herrn Goethe gedacht:

„Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ (Faust, Vorspiel auf dem Theater)

Aber wenn er heute Abend aufgepasst hat weiß er, was ankommt. Dann wird er sich in Zukunft auf einige wenige Figuren konzentrieren, vor allem den „Berliner Taxifahrer“ ausbauen, stärker auf seine Stimme und sein Schauspieltalent setzen und geschicktere Übergänge schaffen. Wenn es ihm dann noch gelingt, zu den Problemen dieser Welt so viel Abstand zu gewinnen, dass er sie respektloser und schärfer angehen kann, schaue ich mir gerne sein nächstes Programm an.

Neulich im Supermarkt

23 Montag Feb 2015

Posted by anette quentel in Beobachtungen, People & Places, Supermarkt

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Blog, Quentel, Supermarkt

Samstagabend, 23.30 Uhr. „Warum ich mir einen Einkauf zu nachtschlafener Zeit antue?“ Weil ich es kann, und weil ich morgen früh den Tisch voller Frühstücksgäste habe, die ich mit den zwei glücklichen Hühnereiern und dem halben Glas Mama-Marmelade im Kühlschrank auf keinen Fall satt machen kann. Also strebe ich auf meinem Heimweg nach dem Theater und einem netten Dinner zusammen mit erstaunlich vielen, zum Teil recht spärlich bekleideten jungen Menschen in den Supermarkt im Keller des MyZeil. Der Sonderstand mit den leckeren Käsecremes hat schon zusammengepackt. Der junge Mann grüßt mit einem bedauernden „Montag wieder! – Dann alles ganz frisch!“. Hmm, heute also nicht mehr frisch. Gut, dass ich nicht schon vor einer halben Stunde da war. Also rein ins Wunderland der vornehmlich luftdicht verschweißten Köstlichkeiten. Der Einkaufskorbbehälter am Eingang des Supermarkts ist leer, aber es gibt noch Einkaufswagen. Eigentlich mag ich keine Einkaufswagen, weil mit ihnen die Gefahr groß ist, dass ich mehr kaufe als ich tragen kann … aber das nur nebenbei. Am Leergutautomaten hat sich eine kleine Schlange gebildet und erschwert den Durchgang. Einige haben riesigen Taschen mit leeren Flaschen und Dosen dabei – die Ausbeute des heutigen Tages. Der/die eine oder andere könnte mal wieder eine Dusche vertragen. Ein frischrasierter Herr im Anzug, ebenfalls bepackt mit viel Plastik und Blech, macht mir den Weg frei und lächelt mir zu – irgendwie passt er nicht so recht in die Schlange. Ich gehe im Kopf meine Einkaufsliste durch. An den Obst- und Gemüseregalen ist kein Mensch zu sehen. Offenbar kauft man zu dieser Zeit nix Gesundes. Ich schnappe mir einen Beutel Saftorangen und wende mich gen Frischetheke und den nicht verschweißten Leckereien zu. Hinter dem Verkaufstresen steht eine junge Frau und gähnt – kein Wunder: Auch für sie ist es bereits halb zwölf. Sie versucht mich davon zu überzeugen, dass der vorgeschnittene Parma genauso gut und frisch ist wie der am Stück. Ich bleibe standhaft, verkneife es mir jedoch, meinem „150 Gramm bitte“ ein „Aber bitte schön dünn“ hinterzuschicken. Schön dünn werden die Scheiben trotzdem. Beim Käseabschneiden antworte ich auf ihr „So?“ schon fast automatisch: „Etwa halb so viel“. Warum ist eigentlich für professionelle Käseabschneider immer 250g die kleinste Einheit? Muss das Ergebnis eines Verkaufstrainings sein. Jetzt rüber zum Fischangebot, begleitet von der Verkäuferin, die offenbar um diese Zeit für alle offenen Lebensmittel verantwortlich ist. Die Fischsalate überzeugen mich ebenso wenig wie der Graved Lachs – stehen wohl auch schon eine Weile, aber wer braucht schon Heringssalat zum Frühstück. Und für den Lachs greife ich später ins Regal. Während ich noch mit mir ringe, ob Räuchergarnelen eine gute Idee sind oder nicht, dringt eine Jungmännerstimme in mein Ohr „Ey, Alter, auch hier! Geil – was geht?“ Sie gehört einem mittelschwer angetrunkenen Bub, der so aussieht, als dürfte er eigentlich gar nicht hier sein. Sein Kumpel, „Alter“, wirkt kaum älter. Ich entscheide mich für die Garnelen, als von rechts eine ältere Dame mit lavendelfarbenen Haaren herantrippelt und an der Käsetheke Position bezieht. Irgendwo hat sie einen Einkaufskorb ergattert. Noch während die Verkäuferin meine entschalten Schalentiere abwiegt und ich staune, wie wenig in diesem Fall 100 Gramm sind, ruft die alte Dame ein bisschen schrill: „Fräulein, sind Sie auch für Käse zuständig?“. Die junge Frau lächelt gelassen (vielleicht auch nur erschöpft) und ruft zurück „Moment Frau Peters, ich komme gleich“. Mich klärt sie auf: „Die kommt jeden Abend um diese Zeit und kauft drei Scheiben Käse für sich und 40 Gramm Kalbsleberwurst für ihre Katze Minka, die eigentlich ein Kater ist“. Da soll noch mal einer sagen, in den Supermärkten der City herrsche Anonymität. Ich ziehe weiter zum Michprodukteregal; auch hier kaum ein Kunde auszumachen. Bin mal wieder überwältigt von der Auswahl und muss mich zunächst orientieren. Wer braucht bitte sieben verschiedene Sorten „Frischkäse natur“? Während ich noch zwischen 10% und 20% Fettanteil schwanke (am Ende wird es der mit den 20%), passieren mich viele gut gelaunte Menschen mit leeren Händen und ohne Einkaufsbehältnis. Was machen die hier? Findet an den Eistruhen vielleicht eine Party statt? Da wäre ich glatt dabei. Am Joghurtregal wieder das Auswahlproblem. Neben mir steht eine geradezu kriminell schlanke junge Frau, die sich die Nährwertangaben jeder einzelnen Sorte durchliest. Ihre Wahl fällt auf fünf Becher von irgendetwas, das mit einer riesigen 0,2% beschriftet ist, bestimmt ganz furchtbar schmeckt aber perfekt zu den DuDarfst-Würstchen in ihrem Wagen passt. Ich habe mich unterdessen für ein Milcherzeugnis nach griechischem Rezept entschieden, die einzige traditionell hergestellte Milch aus den sieben angebotenen Sorten herausgefischt, den Lachs meines Vertrauens gefunden und zehn jüngere Geschwister meiner glücklichen Eier ausgewählt. Auf meinem Einkaufszettel im Kopf ist alles abgehakt. Ich schlendere also weiter dem Gemurmel in der Nähe der Kasse entgegen. Langsam werden die Gänge voller. Kurz bevor ich zur Zahlstelle abbiege, fällt mir ein, dass Sekt zum Frühstück eine nette Idee wäre, und da ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich ein Fläschchen Tonic mitnehmen. Vielleicht genehmige ich mir nach dem gelungenen Einkauf zuhause noch einen kleinen Gin dazu. Hier zwischen den Getränkeregalen finde ich die Antwort auf die Frage, wo die Teens und Twens alle hinwollten: Zwei junge Mädchen diskutieren, ob sie ihren Wodka mit normalem Red Bull oder mit der Light-Version verlängern sollen. Ein älterer Herr studiert die Etiketten und Preise aller angebotenen Weinbrand-Sorten, ein etwas unruhig wirkendes Paar steht ratlos vor der Champagner-Auswahl und entscheidet sich dann für den Gang zum Kühlregal – offenbar ein dringender Fall. Von weiter hinten höre ich das Geräusch einer zerbrechenden Flasche, gefolgt von einem deftigen „Ey Scheiße, Alter!“ Ich glaube, den jungen Mann kenne ich. Ich passiere eine Gruppe Mädels, die intensiv ausdiskutieren, ob der echte Baileys wirklich die 6 Euro Mehrpreis wert ist, und da ist auch der rasierte Anzugmann aus der Leergutschlange wieder. Er wirkt ebenfalls einigermaßen unentschlossen. Ich schnappe mir eine Flasche Gräger und will jetzt wirklich nach Hause. So schnell wird das aber nichts: Megaschlangen an der Kasse, obwohl fast alle Bänder besetzt sind. Ich suche mir die beste aus. Die Wahl der Kasse ist eine Wissenschaft für sich: Nicht alle Kassiererinnen sind gleich schnell, die Kunden haben unterschiedlich viel eingekauft, und die Bänder stehen versetzt. Nicht selten erweist sich die auf den ersten Blick kürzeste Schlange am Ende als die längste. Zufrieden mit meiner Entscheidung sehe ich gelassen dem Ende meiner nächtlichen Lebensmitteleroberung entgegen. Aber heute haben mir meine wundervollen klugen Vorüberlegungen nichts genutzt. Als erstes gehen der Kassiererin die kleinen Scheine aus. Sie greift zum Mikrofon: „Herr Volkert, bitte abschöpfen und kleine Scheine an Kasse 4“. „Abschöpfen“ gefällt mir. Herrn Volkert offenbar auch. Er ist blitzschnell zur Stelle. Dann gibt es Streit zwischen ein paar Jugendlichen darüber, wer mit seinem Taschengeld für die Rechnung aufkommen muss, kurz darauf funktioniert das EC-Kartenlesegerät nicht – auch nicht beim siebten Versuch. Hier kann Herr Volkert nicht helfen. Der Einkauf muss an der Nachbarkasse neu eingegeben werden. Die Kundin ist sauer. Aber allmählich kann ich das Gesicht der Kassiererin erkennen. Das Ende naht. Ich packe meine gesammelten Frühstückszutaten auf das Band als mir plötzlich Rasierwasserduft in die Nase steigt. Hinter mir steht der Anzug-Mann mit dem Ergebnis seiner Einkaufsüberlegungen: eine Flasche Billig-Gin. Er lächelt mich an. Weil ich ein freundlicher Mensch bin, lächele ich zurück. Das scheint er misszuverstehen. „Du scheene Frau. Siehst Du? Gin und Tonic … passt gutt. Du haben Lust auf trinken zusammen?“ Ich danke freundlich aber ablehnend, aber er gibt noch nicht auf. „Warum nicht wollen? Du allein, ich allein – mache scheene Abend, habe Spaß bisschen. Ich guter Mann.“ Mit meinem diesmal energischen „Nein, ganz bestimmt nicht“ bin ich glücklicherweise an der Kasse angelangt und jeder weiteren absurden Diskussion enthoben. Ich zahle cash, damit sich mein Aufenthalt nicht noch durch das ja offenbar heute etwas labile Kartenlesegerät verlängert. Beim Einpacken höre ich die Kassiererin sagen: „Da fehlen noch 15 Cent.“ Vor ihr liegt die Barschaft des unternehmungslustigen Herrn: ein 5-Euro-Schein, der Bon aus dem Leergutautomaten und viele kleine Münzen. Der „gute Mann“ sieht ziemlich verzweifelt aus, kramt in seinen Anzugtaschen, blickt hilflos um sich, zuckt mit den Schultern. Ich fasse mir ein Herz, gebe ihm 15 Cent und mache mich rasch aus dem Staub. Im Weggehen höre ich ihn noch rufen „Danke, Du sein gute Frau!“

Neulich bei Conrad

01 Sonntag Feb 2015

Posted by anette quentel in Beobachtungen, Conrad, People & Places

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Blog, Conrad, Quentel

Samstagvormittag: Der Laden ist knallvoll mit Menschen und es kommen immer mehr – so viele, dass die Eingangsklappschranke gar nicht mehr zugeht, was einige dazu bewegt, sie als Ausgang zu nutzen. Das hatte sich der Shopdesigner sicher anders vorgestellt, und hilfreich ist es auch nicht. Ich frage mich, wie dringend ich die Glühbirne wirklich brauche, seufze ein heimliches „dringend genug“ und werfe mich heroisch ins Gewühl. Anstatt schnurstracks auf das Glühbirnen-Regal zuzugehen, lasse ich mich ablenken: Was es nicht so alles gibt … und wer braucht die ganzen technischen Spielereien? Offenbar viele, sonst wäre es hier ja nicht so voll. Ich schaue mir der Ordnung halber die Handy-Etuis und ‑Halter für’s Auto an. Für Blackberrys gibt’s nix – überrascht mich nicht, für Blackberrys gibt es fast nirgendwo etwas. Kein Wunder, dass ich immer mal gefragt werde, wann ich mir denn endlich ein „richtiges“ Handy zulege. Ich lasse mich weiterschieben, vorbei an einer Auswahl von Telefongeräten (werden wohl irgendwann aussterben), Adaptern für so ziemlich alles (außer für Blackberrys, versteht sich), kabellosen Türklingeln mit den tollsten Geräuschen (nein, ich möchte nicht, dass sich meine Besucher mit einem Froschquaken ankündigen), Heizkörperreglern mit Fernbedienung, damit man nicht mehr von der Couch aufstehen muss, wenn einem vom vielen Sitzen zu kalt geworden ist, Überwachungskameras (So klein sind die mittlerweile? Wer weiß, wie oft ich schon „überwacht“ wurde, ohne es zu merken.), fröhlich-bunten Schrumpfschläuchen … Irgendwo setzt das ohrenbetäubende Piepsen einer Alarmvorrichtung ein. Kann das bitte mal jemand abstellen? Kann niemand, zumindest nicht in den nächsten zwei Minuten. Ok, und eigentlich will ich ja auch nur eine Glühbirne, also weiter. Im Vorbeigehen schnappe ich mir aus zweiter Reihe noch einen 3er-Steckdosenadapter (dachte, die seien in Deutschland gar nicht mehr zugelassen) und dann ab nach links hinten – oh je: vier Regale voller Glühbirnen. Das ist ja wie bei den Joghurts im REWE. Von hinten trifft mich ein Rucksack, von der Seite ein Ellbogen. Ich trete beiseite und der Rucksackträger straft mich mit einem bösen Blick. Er mich! Ich lächle gequält, sage aber nichts und verhindere so einen Streit. Ich will nur eine Glühbirne. Um das Sortiment in Gänze zu begutachten, muss ich zwischendurch immer wieder in die Hocke gehen und bekomme in dieser Position irgendein Knie an die Schulter gedrückt, das, als ich Gegendruck erzeuge, schweigend in der Menge verschwindet. Eine junge Frau murmelt „Sorry“ und schiebt mich beiseite – will wohl auch Leuchtmittel und hat es offenbar eilig. Unterdessen ertönt wieder ein ohrenbetäubendes Piepsen. Ich rutsche auf Knien nach links, um der Frau einen flinken Glühbirnenzugriff zu ermöglichen, und sie dadurch schnell wieder von meiner Seite zu wissen. Auf einmal blicke ich in das Gesicht eines kleinen Mädchens, das trotzig die Lippen zusammenkneift. Ihre Mutter redet auf sie ein: „Lenchen, mach die Hand auf. Ich muss doch dem netten Mann hier zeigen, was für eine Batterie wir brauchen, sonst kann er uns nicht helfen“. Der Verkäufer in optimistischem Blau zwingt sich zu einem geduldigen Lächeln, aber seine Finger zappeln ziemlich nervös. „Marlenchen, sei lieb, mach die Hand auf.“ Marlenchen will nicht. „Marlenchen, gleich gehen wir eine Waffel essen, ja?“ Keine Reaktion. „Marlene, jetzt ist aber Schluss! Gib der Mama die Batterie. Los, mach die Hand auf!“ Mama kniet jetzt auch und redet immer vehementer auf die Kleene ein, die kräftig den Kopf schüttelt, so dass die Löckchen lustig wippen. Mama hat genug. Mit sanfter Gewalt öffnet sie die kleine Faust des Mädchens. Marlene setzt zum Greinen an, beruhigt sich aber schnell wieder. Offenbar spürt sie, dass das jetzt keinen Sinn hätte. Aus der kleinen verschwitzten Kinderhand kommt eine winzige Knopfzelle zum Vorschein. Der Verkäufer, sichtbar erleichtert, dass er jetzt endlich helfen darf, meint mit einem prüfenden Blick: „Nee, tut mir leid, da müssen Sie zu Ihrem Autohersteller …“ Mama bedankt sich leicht frustriert und zieht mit Lenchen ab. Zurück zu meiner Glühbirne. Nach etwa fünf Minuten finde ich, was ich suche – natürlich nicht ganz unten, sondern ganz oben an der Wand. Hoppla, 12,95 Euro soll das Wunderwerk der Energiespartechnik kosten. Wie lange wird es wohl dauern, bis ich die 12,50 Mehrkosten gegenüber einer guten alten Glühfadenlampe durch den geringeren Energieverbrauch eingespart habe? Könnte ich ausrechnen, will ich aber nicht. Habe sowieso keine Wahl. Jetzt nichts wie weg zur Kasse. Auf halbem Weg dorthin fällt mir auf, dass ich eine Birne mit dem falschen Gewinde erwischt habe – also zurück, nochmal suchen, finden und wieder zur Kasse, wo mich erwartungsgemäß eine Schlange erwartet. Erneut stelle ich mir die Frage, wie dringend ich die Birne brauche. Aber jetzt aufgeben? No way. Nach gefühlten zehn Minuten setzt mal wieder ein ohrenbetäubendes Piepsen ein. Der Mann hinter mir meint, der Piepton sei in allen Conrad-Filialen gleich. Ihm ist langweilig, mir auch. Wir kommen also ins Gespräch über lautstarke Alarmsysteme und ihre Notwendigkeit – ohne Ergebnis, aber so lässt sich die Wartezeit verbringen. Als sich das Gespräch zu erschöpfen droht, fällt ihm auf dem Nebenband der Einkauf eines Mannes auf: „Oh, da scheint jemand Modellflugzeuge zu bauen“. Ich antworte, dass sich mir der Reiz des Modellflugzeugesteigenlassens bislang noch nicht erschlossen habe. Er klärt mich auf, dass ich das wohl sowieso nicht könnte – als Frau. „Ach ja? Warum denn das?“ Das läge daran, dass man dazu dreidimensional denken müsse, und damit täten sich Frauen naturgemäß schwer (Stichwort Einparken). Ich muss grinsen und entgegne, ihn ein bisschen auf den Arm nehmend, dass das bestimmt daran läge, dass sich die Frauen in der Steinzeit nur in der Höhle aufgehalten hätten und ansonsten für das Beerensammeln zuständig gewesen seien, so dass sich bei ihnen diese Fähigkeit wohl nicht so gut entwickelt hätte, wie bei den Männern, die ja auf der Jagd bewegliche Ziele treffen mussten. Das erscheint ihm einleuchtend, aber er berichtet auch noch sehr überzeugt von irgendwelchen Studien, nach denen die Gehirnhälften von Frauen miteinander verknüpft seien und die von Männern nicht. Dabei versucht er die Kurve zu kriegen und verweist wohlwollend darauf, dass Frauen deshalb die meisten Dinge viel besser könnten als Männer. „Aber Modellflugzeugfliegenlassen und Einparken gehören nicht dazu“, entgegne ich mit einem ironischen Lächeln. Er versteht die Ironie nicht, sondern nickt zustimmend. Innerlich schütte ich mich vor Lachen aus. Nach ein paar Umwegen über einige sehr abstruse Theorien zum Thema „natürliche“ Unterschiede zwischen Männer- und Frauen-Talenten, will er mir noch weismachen, dass sich Frauen viel besser unnütze Dinge merken könnten als Männer. Ich frage ihn, ob er das Buch „Nichts kann ich mir am besten merken“ von Tim Frühling kenne. Er kennt es nicht, will es aber jetzt unbedingt lesen. Der wird sich wundern. Mittlerweile sind wir bis zur Kasse vorgerückt. Er wirkt ein bisschen enttäuscht. Offenbar redet er gerne mit zweidimensionalen Menschen, deren Kopf voll von unnützem Wissen ist. Ich wünsche ihm noch ein „schönes dreidimensionales Wochenende“, und er gibt mir ein „Viel Spaß beim Elektrogeräte einstöpseln“ auf den Weg – er hatte wohl auch meinen Einkauf gescreent und dabei sicher viel nützliches Wissen erworben. Belustigt lenke ich meine Schritte gen Konstabler Markt. Demnächst bestelle ich meine Glühbirnen im Internet.

Neulich im Zootheater

26 Montag Jan 2015

Posted by anette quentel in Beobachtungen, People & Places, Zootheater

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Ja, ich weiß, „Zootheater“ ist ein wenig despektierlich, denn eigentlich heißt die Bühne ja mittlerweile „Fritz Rémond Theater im Zoo“. Aber hier in Frankfurt weiß jeder sehr genau, was mit „Zootheater“ gemeint ist, also bleibe ich dabei.

Am Freitagabend habe ich mir mit einem Freund „Ziemlich beste Freunde“ angesehen. Vorletzte Vorstellung nach durchweg guten Kritiken. Dementsprechend hoch waren unser Erwartungen, zumal uns der Film begeistert hatte und wir sehr gespannt waren, wie sie den Stoff auf der Bühne umsetzen würden.

Der Ticketkauf war fast schon ein Theaterstück für sich. Weil ich ahnte, dass es voll werden würde, habe ich mit einer Woche Vorlauf geplant. Ich kaufe Tickets immer online, ein Service, den auch das Zootheater bietet. Dumm nur, dass man sich hier die Plätze nicht aussuchen kann. Man bucht eine Kategorie und muss sich dann darauf verlassen, die besten verfügbaren Plätze dieser Kategorie zugeteilt zu bekommen. Bei irgendetwas nicht die Wahl zu haben, ist für mich ja immer suboptimal, und woran genau die Güte der Plätze gemessen wird, weiß man leider auch nicht. In diesem Fall kam erschwerend hinzu, dass ich zunächst nur ein Ticket gekauft hatte und jetzt ein zweites brauchte. Zwei Menschen, die miteinander ins Theater gehen, möchten in der Regel nebeneinander sitzen. Das geht bei diesem Online-System natürlich nicht. Also rief ich direkt im Theater an. Da wird doch sicher was zu machen sein, dachte ich…

Die Dame offenbar sehr im Stress. Jedenfalls fehlt ihr die Zeit, mich aussprechen zu lassen. Ich begann mit dem Hinweis, dass ich ein Ticket online gekauft hatte und gerne ein zweites hätte … wurde aber sofort unterbrochen. „Also mit dem Indenet, da hab‘ isch ja ma gar nix am Hut, und außerdem is‘ heut‘ sowieso alles ausgebucht“. Das war nicht meine Frage. Ich wollte ein Ticket für die folgende Woche und zwar für einen der Plätze neben mir. Zu diesem Zeitpunkt war ich leichtfertigerweise noch davon ausgegangen, irgendwo mittendrin zu sitzen. Nach zwei weiteren Anläufen war meine Botschaft angekommen. „Ei, dann muss isch halt ma‘ gugge – eigendlisch hab‘ isch ja grad‘ gar kei‘ Zeit für so ebbes – also wo sitze‘ Se jetzt?“

Wie sich herausstellte, war für mich ein Platz in der letzten Reihe der von mir gebuchten 1. Kategorie ganz außen vorgesehen. Hmm, das war also gestern der „beste verfügbare Platz“ gewesen. Kann sein, kann nicht sein. Wie sich außerdem herausstellte, gab es mittlerweile in meiner Kategorie gar keine Plätze mehr, wohl aber noch einen einzelnen Sitz drei Reihen dahinter. „Aber mittisch is des au‘ net.“ Gut, wir wollten das Stück sehen, von wo aus auch immer: Also dann eben jener einzelne Sitz. Angesichts der offenkundigen Hektik im Kassenbüro habe ich dann noch nicht einmal gefragt, welchen Platz ich denn jetzt genau gebucht hatte. Und bevor sie mir das Ticket am Ende wieder wegnahm, habe ich der Dame dann auch noch versprochen, es spätestens eine Stunde vor Vorstellungsbeginn abzuholen. Als ich ihr noch einen schönen Tag wünschen wollte, hatte sie schon aufgelegt.

Ich war am Vorstellungabend also schon um sieben Uhr dort. Das Theater war noch ganz leer. Wie haben es wohl die anderen Ticketbewerber hingekriegt, nicht schon so früh da sein zu müssen? Persönliche Vorsprache vor Ort? Blumenbouquet? Pralinenschachteln? Diamanten? An der Kasse neben mir stand ein blonder Mann, den ich schon mal irgendwo gesehen hatte. Nach einem zweiten Blick die Erkenntnis: Das war Sigmar Solbach, die Hauptrolle. Ein Ticket musste er nicht kaufen, aber sich offensichtlich in eine Liste eintragen. Ob die Schauspieler hier wohl nach Anwesenheit bezahlt werden? Aber dann wäre er doch sicher nicht erst eine Stunde vor Arbeitsantritt aufgetaucht. Vielleicht war das auch gar keine Anwesenheitsliste, sondern die Pizzabestellung für die Pause, oder eine Unterschriftensammlung der Schauspielergewerkschaft … na, egal.

Auf meinem Spaziergang durch das Zooviertel – weil wir erst um Viertel vor acht verabredet waren, hatte ich ja massig Zeit – habe ich gleich mal gecheckt, ob der Koch des für nach der Vorstellung ins Auge gefassten Restaurants Leon d’Oro auch zu später Stunde noch bereit sein würde, seines Amtes zu walten (man kann ja nie wissen). Er war bereit!

Zurück im Theater war das Haus bereits knallvoll und ich wurde schon erwartet. Ein bisschen später dran zu sein als die meisten, hat aber den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass es keine Schlange an der Garderobe gibt. Der Großteil der Besucher tummelte sich bereits mit Sektchen in der Hand im Vorraum des Zuschauerraums. Eine bunte Gesellschaft: viele Paare, einige Gruppen und – anders als im Schauspiel, wo ich mich öfter auch mal alleine einfinde, ohne aufzufallen – kaum Einzelgucker. Zootheaterbesuch scheint ein Gemeinschaftsevent zu sein. Der Altersschnitt ist höher als im Schauspiel, und einige hatten sich richtig fein gemacht. Sogar das eine oder andere Cocktailkleidchen war auszumachen. Ein paar Damen kamen frisch vom Frisör und/oder hatten der Kosmetikindustrie offensichtlich einen ordentlichen Umsatz beschert. Aber es waren auch Jeans mit Löchern, H&M-Designteile und Plastikhandtäschchen mit Louis-Vuitton-Schriftzug auszumachen. Zootheater ist Kultur für alle.

Weil wir mächtig gespannt auf den zweiten Sitzplatz waren und die Vorstellung ohnehin schon in zehn Minuten beginnen würde, gingen wir gleich rein. Ach, eigentlich hätten wir es ja ahnen können. Der telefonisch georderte Platz war in der 8. Reihe ganz außen. Trotzdem schmunzelnd und in Erwartung „wahrer Bühnenkunst“ (so steht es auf der Webseite des Theaters) machten wir es uns auf unseren Einzelsitzen bequem. Neben mir saß ein kräftiger Herr, neben ihm seine ebenso kräftige Begleiterin. Ich platzierte mich mit einem freundlichen: „Guten Abend, ich bin heute Abend ihre Nachbarin“. Sofort mischte sie sich ins gar nicht intendierte Gespräch: „Na, vielleicht sollte ich das gleich mal ändern“. Sollte wohl witzig sein. Als ich leichthin antwortete: „Keine Sorge, ich bin ganz harmlos“, konterte sie mit: „Das sagen sie am Anfang alle.“ Hat wohl schlechte Erfahrungen gemacht, die Lady oder auch einfach nur einen etwas schrägen Humor. Ein Bonbon hat sie mir später trotzdem angeboten. Und nach einem zweiten Blick auf meinen Nachbarn halte ich eventuelle Sorgen ihrerseits auch für recht überflüssig – mal so unter uns gesagt.

Nachdem das Claus-Helmer-Band auf bewährt launige Art mittels eines kleines Hörspiels, bei dem es um die Schande eines Telefonklingelns während der Vorstellung geht, um das Ausschalten der Mobiltelefone gebeten hatte, ging es endlich los. Vorhang auf.

Das Bühnenbild: ein Salon mit stilvoller Tapete, aber quasi ohne Möbel. Alles andere hätte den Herrn Solbach als Philippe in seinem Monster von einem mundgesteuerten Rollstuhl auch arg in die Bredouille gebracht. Um das Ding zu manövrieren, braucht man Platz, und die Dimensionen stecken ja auch schon im Namen des Herstellers: Paravan – die Ähnlichkeit mit dem Wort Caravan ist sicher kein Zufall. Die ersten politisch unkorrekten Scherze und Kalauer über die Tatsache, dass Philippe nur seinen Kopf bewegen kann, waren ja noch ganz unterhaltsam, eben weil politisch inkorrekt, aber das hatte sich schnell überlebt und ging mir bald nur noch auf die Nerven. Die Rolle ist eine echte Herausforderung, weil der Schauspieler, um sich auszudrücken, nur Sprache, Kopf und Mimik hat. Herr Solbach machte davon aber so ausgiebig Gebrauch, dass ich spätestens nach einer halben Stunde gar keine Lust mehr hatte, ihm beim Grimassenschneiden und Extrembetonen zuzugucken und zu hören. Was für ein Unterschied zu der großartigen Darstellung des Philippe im Film. Daran, dass im Boulevard-Theater alles ein bisschen „größer“ und offensichtlicher gespielt wird, bin ich ja mittlerweile gewöhnt, aber dass das auch geht, wenn man auf Mimik und Sprache beschränkt ist, war eine echte (böse) Überraschung.

Der „ziemlich beste Freund“, gespielt von Peter Marton, war erheblich überzeugender, aber auch ihm war seine Rolle als Underdog nicht gerade auf seinen gestählten Leib geschrieben. Woher ich das mit dem „gestählt“ weiß? Nein, ich nutze hier nicht etwa irgendwelche Insiderinformationen. Als er irgendwann auf der Bühne sein T-Shirt lupfte, kam ein beachtlicher Six- bzw. Eight-Pack zum Vorschein. Weil diese Demonstration dramaturgisch nicht nötig gewesen wäre, frage ich mich zugegebenermaßen boshaft und mit einer gehörigen Portion „Neid der Besitzlosen“, ob er sich wohl hat vertraglich zusichern lassen, das Ergebnis seines sicher harten Trainings präsentieren zu dürfen, oder ob das eine Idee der Regisseurin war. Nein, ganz im Ernst, er hat die Rolle gut gespielt. Auch die übrigen Darsteller haben ihre Sache gut gemacht, darunter Kerstin Gähte als Magalie, was aber angesichts der Dominanz der beiden sehr großen Hauptrollen nicht wirklich ins Gewicht fällt. Die „Freunde“ bestimmen das Stück, und wenn einer der beiden nicht überzeugen kann, können die anderen das nicht herausreißen.

Trotzdem ging die Zeit bis zur Pause recht schnell vorbei und ja, ich habe auch ein paar Mal gelacht, vor allem in der ersten Viertelstunde. Im 2. Teil tauschten wir die Plätze. Ich landete wieder neben einem Paar, dessen weiblicher Teil mich fragte, wo denn meine „bessere Hälfte“ abgeblieben sei? Fragt man das so? Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, was und wie ausführlich ich ihr antworten soll, ging es weiter, aber andere Regungen als ein paar müde Schmunzler konnte mir die Inszenierung im 2. Teil nicht entlocken.

Insgesamt war ich einfach zu enttäuscht darüber, wie sehr die Bühnenfassung und ihre Umsetzung gegenüber dem Film abfielen. Nebenfiguren tauchten unnötigerweise kurz und unmotiviert auf oder wurden nur am Rande erwähnt. Beispielsweise war nach einer Stunde unvermittelt die Rede von Philippes Tochter, von deren Existenz man bis dahin gar nichts wusste. Über die sieben Fehlgeburten seiner verstorbenen Frau war vorher wohl gesprochen worden, von einer lebenden Tochter nicht. Die größte Schwäche der Inszenierung war aber, dass man sich nicht getraut hat, ernste und traurige Momente zuzulassen, die diesen Stoff ausmachen. Alles wirkte aufgesetzt komisch, pseudo-leicht, war bewusst flach gehalten und auf Biegen und Brechen auf lustig getrimmt. Vom feinen Witz der Vorlage keine Spur. Das ist sehr schade und wäre anders möglich gewesen. Und ganz nebenbei hätte irgendjemand Herrn Solbach mal sagen sollen, dass seine kleine Showeinlage beim Applaus (ein pantomimisches „Huch, ich kann ja Arme und Beine bewegen … und sogar aufstehen … na so was“) einfach nur albern war.

Vielleicht hat es die Theaterleitung nicht gewagt, ihrem sicher eher an Komödien gewöhnten Publikum eine andere Art von Humor anzubieten. Aber wenn man dieses Risiko nicht eingehen will, ist es besser, sich auf einschlägige Stücke zu beschränken, als einen tragikomischen Stoff seiner Tragik zu berauben.

Das Zootheater will „die Sinne beleben, zum Nachdenken und Amüsieren verführen“. So steht es auf der Webseite. Das mit dem Amüsieren gelingt hier oft und das mit dem Nachdenken zumindest manchmal. Bei „Ziemlich beste Freunde“ hat beides nicht funktioniert.

Das späte Essen im Leo d’Oro war übrigens sehr lecker.

Neulich im Fitnessstudio

21 Mittwoch Jan 2015

Posted by anette quentel in Fitnessstudio, People & Places

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Anette Quentel, Blog, Fitnessstudio

Nach längerer Zeit ausgeprägter Faulheit und anderer Prioritäten verbringe ich seit Weihnachten wieder öfter mal ein Stündchen oder zwei im Fitnessstudio. So auch letzte Woche. Mein Superstudio liegt über den Dächern der City, und vom X-Trainer aus hat man einen Blick über selbige gen Süden. Mit einem freundlichen Hallo gehe ich den Umkleideraum, alles in glänzendem Weiß und Dunkelbraun – sehr chic. Mein Gruß bleibt unbeantwortet, aber daran bin ich hier gewöhnt. Scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, an das ich mich aber niemals halten werde.

Neben den üblichen Kursen und Gerätschaften bietet das Studio unter anderem ein Schwimmbad (ebenfalls mit Blick über die City), kleine Holzkammern zum Passiv-Schwitzen und sargähnliche High-Tech-Trommeln, um sich bei Bedarf die Haut mit falscher Sonne zu verderben. Man kann Massagen buchen und es gibt einen Bartresen, wo Getränke, Eiweiß-Shakes und Schokoriegel verkauft werden, die ebenso wie die anderen angebotenen Proteinprodukte dem Freizeitsportler absolut nichts bringen, aber sehr lecker schmecken. Für meine mittlerweile knapp 95 Euro Monatsbeitrag bietet das Studio also alles, was das fitnesshungrige Herz begehrt – wie konnte es eigentlich passieren, dass ich die automatische Beitragserhöhungsklausel im Kleingedruckten überlesen habe? Aber ich schweife ab. Jetzt erst mal los auf’s Gerät; schließlich bin ich nicht zum Spaß hier …

Ich habe Glück. Es sind ein paar X-Trainer frei. Ich wähle mir einen mit Blick auf möglichst viele TV-Bildschirme, die hier zu siebt oder acht herumhängen, damit man sich beim Schwitzen nicht langweilt oder im besten Fall sogar vergisst, dass das was man gerade tut ziemlich anstrengend ist. Heute funktioniert das leider nicht. In den kleinen schwarzen Rechtecken flimmern nur Sportreportagen, Musikvideos und ein paar unsägliche Privatsender-Serien. Ich schau mich mal um, was ich eigentlich nicht sollte. Noch so ein ungeschriebenes Gesetz. Neben den Normalos, die aber wenig unterhaltsam sind, tummeln sich hier ein paar sehr bemerkenswerte Menschenexemplare.

Schräg vor mir zum Beispiel sitzen auf winzigen Fahrrädern zwei Vertreter der ziemlich dicken Mädchen und Jungs, die vor allem am Jahresanfang für maximal drei oder vier Wochen auftauchen und sich dann wieder in Luft auflösen, weil sie merken, dass Kuchen und Sahnesoße einfach mehr Spaß machen als Laufband und Foltergerätschaften. Vielleicht tue ich ihnen aber auch Unrecht. Vielleicht suchen sie sich einfach nur ein anderes Studio, weil sie hier besonders gefährlich leben. Die Studioleitung hat nämlich mittlerweile so viele Cardio-Geräte aufgestellt, dass ich meinem Schicksal jedes Mal danke, wenn ich den Weg zum Desinfektionsmittelspender und zurück zwischen all den ausgestellten Ellbogen und um sich schlagenden X-Trainer-Griffen lebend überstanden habe – und ich gelte gemeinhin als schlank. Die Lebensgefahr steigt überproportional zur Kleidergröße.

Lächeln muss ich über das putzige 1,60-Meter-Männlein, das tapfer mit wilder Hantel-Arbeit (max. 2 kg, wenn ich das richtig sehe) sein Napoleon-Syndrom bekämpft. Er guckt alle zwei Minuten an sich runter, ob man schon was sieht und blickt sich dann verlegen um, ob ihn jemand beim prüfenden Blick ertappt hat. Nein mein Kleiner, man sieht noch nix, und ja, ich habe Dich ertappt!

Die jungen schlanken Mädels in ihren Marken-Stofffetzen sind dagegen wirklich nett anzusehen. Da bleiben manchmal keine Fragen offen, sag ich Euch. Sie wirken so, als müssten sie eigentlich gar nicht hier sein, aber vielleicht täuscht das. Wahrscheinlich sehen sie nur so gut aus, weil sie hier sind. Mein Blick bleibt allerdings irritiert an einem etwas zu blonden Exemplar in einem Nichts von rosa Trägerhemdchen hängen, das sich ziemlich gefährdet über ihre beiden 300-Gramm-Silkonkissen spannt. Sie prüft alle zehn Minuten mit einem lila Handspiegelchen (ich sehe tatsächlich Swarovski-Steinchen blitzen), ob das Make-up noch in Ordnung ist und checkt zwischendurch mehrfach, ob sie auch gesehen wird – wird sie und nicht nur von mir.

Zwei Reihen hinter ihr spazieren nämlich zwei ältere, um Hüfte und Taille recht „kuschelige“ Herren auf ihren Laufbändern, die sie auf 4km/h gestellt haben. Das entspricht der Geschwindigkeit eines Stadtbummels. Der eine liest nebenbei die FAZ (offenbar mag er die TV-Programme auch nicht). Der andere, ebenso hals- wie haarlos, schafft es ob seiner unverhohlenen Begeisterung für die Handspiegelchen-Jongleuse kaum noch, mit dem Band Schritt zu halten. Er trägt ein dunkelblaues 3-Streifen-Outfit, und ich wette, darunter verbirgt sich irgendetwas aus weißem Feinripp. Jetzt hat er sich aber offenbar sattgesehen und wendet sich der Ecke mit dem „schweren Gerät“ zu. Auch ich gucke mal, was es dort zu Gucken gibt.

Ja, schon viel besser: Hier stehen nämlich die ganz durchtrainierten Zeitgenossen und -genossinnen, die jede Bewegung ihrer gestählten Körper im Spiegel kontrollieren und die Sache wirklich ernst zu nehmen scheinen – sehen schon toll aus diese austrainierten Jungs und Mädels, die scheinbar mühelos irgendetwas durch die Luft schwingen, das ich wahrscheinlich nicht mal 5 cm anheben könnte, ohne zur Lachnummer zu werden. Für mein bei diesem Anblick schwächelndes Selbstbewusstsein wäre es jetzt gut zu wissen, dass diese Prachtgestalten total hohl im Kopf sind, aber ich fürchte, die meisten sind es nicht. Ich stelle meinen X-Trainer rauf auf Stufe 15, erhöhe meine Geschwindigkeit und besinne mich auf den eigentlichen Zweck meines Besuchs. Auf dem zweiten Bildschirm von links läuft mittlerweile eine Reportage über Mittelamerika. Die schaue ich mir jetzt mal an.

Nach einer guten Stunde aktiven Schwitzens und Guckens, in der ich laut „Boardcomputer“ 540 kcal verbrannt habe, vollbringe ich auch diesmal das Wunder, unversehrt dem Cardio-Geräte-Dschungel zu entkommen. Gen Dusche strebend passiere ich wieder den Tresen. Die Barhockergesichter kenne ich mittlerweile schon. Das eine oder andere davon habe ich in den sechs Jahren meiner Mitgliedschaft noch nie auf einem der Geräte gesehen … die frönen offensichtlich einem anderen Sport.

Zurück in der Kabine treffe ich auf ein Dutzend halb oder ganz nackter Frauen aller Formen und Größenklassen, die sich in Kleingruppen oder zu zweit intensiv über ihr Privatleben austauschen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ihnen jeder zuhören kann. Was man da so alles erfährt …. aber das ist ein Thema für sich, über das ich demnächst mal etwas schreiben werde. Ich steige also schweigend unter die Regenwald-Dusche, packe meine Sachen zusammen (sehr langsam, weil die Musik aus dem Lautsprecher gerade so schön ist) und mache mich mit einem fröhlichen Tschüss auf den Weg zurück ins richtige Leben und an meinen PC. Antwort kriege ich keine. War ja klar, aber ich gebe nicht auf, niemals 😉

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